Rezension

Band 5 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten

Es geschah in Schöneberg - Susanne Goga

Es geschah in Schöneberg
von Susanne Goga

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin,1927: Bei einem Anschlag auf eine Modenschau des Modeateliers Morgenstern & Fink werden zwei der Vorführdamen verletzt. Wollte jemand dem Modeatelier schaden, vielleicht ein Konkurrent? Der frisch gebackene Oberkommissar Leo Wechsler und sein Team ermitteln.

Im fünften Band der Reihe geht es also in die Modewelt, man erfährt einiges über den Werdegang eines Kleidungsstückes, bis es im Laden landet. So lernt man auch eine Näherin kennen, und erfährt, wie elendig diese, für die Herstellung wichtigen Handarbeiterinnen, leben müssen, die Gewinne landen jedenfalls nicht bei ihnen, dafür haben sie schlechte Arbeitsbedingungen, viel Druck und immer das Gespenst der Kündigung im Nacken. Aber auch verschiedene Modeateliers lernt man kennen, die alle ihre eigenen Spezialitäten und Abnehmer haben. Das betroffene Modeatelier Morgenstern & Fink ist neu auf dem Markt, hat mit Carl Fink aber einen begnadeten Modeschöpfer.

 

Das ist aber nicht das einzige Thema dieses Romans, auch der berühmt-berüchtigte § 175, der mittlerweile, wenn auch viel zu spät, abgeschafft wurde, wird zentrale Bedeutung haben. So lernt man schon früh im Roman Rainer Vogt kennen, der für das Institut für Sexualwissenschaft arbeitet, und sich sehr dafür einsetzt, dass ein geächteter Film über Homosexualität wieder im Kino laufen darf, ein Film, der übrigens real existiert. Ob und wie die beiden Themen miteinander zusammenhängen ist interessant zu lesen.

Schön ist es auch wieder, das Privatleben Leos zu verfolgen. Ich finde es besonders schön, dass Ilse nun auf eigenen Beinen steht, sie arbeitet in Magda Schotts Praxis, und womöglich bahnt sich auch eine neue, dieses Mal hoffentlich bessere, Beziehung für sie an – ich würde es ihr wünschen. Aber nicht nur über Leos Familie erfährt man Neues, auch seine Kollegen haben die eine oder andere Nachricht zu verkünden.

Weniger schön ist die nun immer deutlichere Präsenz der Nationalsozialisten. Georg, Leos Sohn gerät in deren Dunstkreis, und man darf gespannt sein, wie sich das im weiteren Verlauf der Reihe entwickeln wird.

Susanne Goga gelingt es gut, die Atmosphäre des Berlins jeder Zeit herüberzubringen. Durch die gelungenen Charaktere und den eingängigen und bildhaften Erzählstil der Autorin ist man schnell im Roman angekommen, und ebenso schnell ist er leider auch schon zu Ende gelesen. Die Auflösung ist – bis auf eine Sache – nachvollziehbar, und man hat genug Möglichkeiten, mitzurätseln. Ich fühlte mich jedenfalls wieder sehr gut unterhalten.

Interessant ist auch das Nachwort, und dem Verzeichnis der historischen Personen zeigt, wie viele hier tatsächlich zumindest erwähnt werden.

Band 5 der Reihe ist wieder sehr lesenswert, vor allem, aber nicht nur für Kenner der vorherigen Bände. Die Stimmung der 1920er Jahre schwingt mit, die Charaktere sind gelungen – gerne empfehle ich die ganze Reihe.