Rezension

Beeindruckend

Mein Versprechen - Roy Gerber

Mein Versprechen
von Roy Gerber

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wenn Gott einen wie mich gebrauchen kann, dann zeigt das nur, dass er völlig andere Maßstäbe hat. Er kann auf krummen Zeilen eines Lebens eine gerade Geschichte schreiben...“

Roy Gerber ist ein gut verdienender Unternehmer, als er an einem Ferienlager für traumatisierte Kinder teilnimmt. Er war eingeladen worden, weil sein Hund Ziba als Therapiehund ausgebildet war. Dort trifft er auf Faith, ein kleines Mädchen. Sie nimmt ihm ein Versprechen ab.

Im Buch erzählt der Autor seine ungewöhnliche Lebensgeschichte. Sie liest sich spannend, gerade auch, weil sich der Autor authentisch und ehrlich mit den Brüchen in seinem Leben auseinandersetzt.

Geboren wurde er in der Schweiz. Sein Großvater war ein erfolgreicher Unternehmer. Dessen Tod verändert das Leben des Jungen gründlich. Ihm fehlt der Mensch, der ihn ermuntert, aufgebaut und gefördert hat. Das aber begreift er erst später.

In seinem Ringen um Anerkennung wächst sein Ehrgeiz. Erfolg wird zu einer Ersatzdroge, einer von vielen. Von seiner Firma nach Amerika geschickt, macht er sich dort später selbstständig. Er gründet drei erfolgreiche Firmen. Er schätzt die damalige Situation so ein:

 

„...Mit Vollgas bretterte ich die Überholspur des Lebens entlang. Das Gaspedal durchgedrückt, das Lederlenkrad fest in der Hand...“

 

Zurück aus dem Ferienlager setzt sich der Autor mit dem Thema sexueller Missbrauch von Kindern auseinander. Sein soziales Engagement und seine beruflichen Anforderungen lassen sich immer schlechter miteinander vereinbaren. Außerdem hat er zurück zu einem lebendigen Glauben gefunden. Der war zwischenzeitlich durch sein Leben im Hamsterrad nicht mehr präsent. Auch seine privaten Beziehungen litten darunter. Er erkennt:

 

„...Mehr, als Worte zu sagen mögen, sagen wir mit dem, was wir tun...“

 

Er entschließt sich, seine Firmen abzugeben und Theologie zu studieren. Er ahnt nicht, dass das seinen finanziellen Ruin bedeutet.

Danach arbeitet er als Seelsorger für Obdachlose, Drogensüchtige und traumatisierte Kinder. Auch in dieser Funktion bringt er sich voll ein. Er glaubt, seine Berufung in Amerika gefunden zu haben.

Dann aber ereilt ihn der Ruf zurück in die Schweiz. Glaubwürdig schildert er, wie er im Gebet um den richtigen Weg gerungen hat.

Die letzten Kapitel des Buches widmet er vor allem seinen Erfahrungen mit sexuell missbrauchten Kindern. Hier beschreibt er nicht nur, welche neue Wege er in der Schweiz gegangen ist. Er geht auch darauf ein, welche Voraussetzungen es für diese Arbeit braucht. Wichtig finde ich dabei eine Feststellung, dass der gute Wille allein nicht genügt, sondern dass man sich entsprechendes Fachwissen aneignen muss.

Kritisch setzt er sich mit den Mythen zum Thema sexueller Missbrauch auseinander. Gleichzeitig zeigt er an konkreten Beispielen, wie durch feinfühlige Gespräche Kinder plötzlich über ihre sorgen und ihren Kummer reden. Wenn der Autor anmerkt, dass heute in vielen Familien viel zu wenig miteinander gesprochen wird, dann ist das leider Realität.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bringt mir ein außergewöhnliches Lebensbild dar und entlässt mich mit einer Reihe von Themen zum Nachdenken.