Rezension

Beeindruckend

Wo vielleicht das Leben wartet -

Wo vielleicht das Leben wartet
von Gusel Jachina

Bewertet mit 5 Sternen

500 elternlose Kinder sollen 1923 in Kasan vor dem Hunger- und Kältetod gerettet und mit einem Zug nach Samarkand gebracht werden. Dejew, ehemaliger Rotarmist, wird diese Mission leiten. An seiner Seite agiert die strenge und rigorose Belaja.

Es fehlt an allem: an Kleidung, Proviant, Heizmaterial für die Lokomotive, Seife, Medikamenten. Nicht einmal Schuhe gibt es. Es sind mehr Kinder als die vorgegebene Anzahl, viele sind krank und eigentlich auch zu klein für die strapaziöse Fahrt. 

Dejew engagiert sich unermüdlich, organisiert, droht, bettelt, geht ungewöhnliche Wege und kämpft um jedes einzelne Leben. Mit viel Herz kümmert er sich um die ihm anvertrauten Kinder. Auf dieser ganz besonderen Reise gibt es zahlreiche Begebenheiten, die dem Leser Tränen in die Augen treiben. Die Kinder sind hart im Nehmen, machen das beste aus der Situation. Allein ihre selbstgewählten Namen! Ihre Eheschließungen! 

Dejews Mitgefühl und Verständnis setzt allerdings für Erwachsene oft aus. Deren Schicksal ist meist nicht minder erbärmlich.

Ein emotional mitnehmender Bericht über unglaubliche Not, Armut, Verzweiflung, Fieberphantasien und entsetzliches Elend. Aber es wird auch von großer Menschlichkeit, Opfermut und unerschütterlichem Optimismus erzählt. Und über sozialistische Idealgestalten.  Die dieser „Sozialismus“ nicht verdient hatte. Ein unmenschliches, korruptes und schlecht organisiertes System. 

Beeindruckender, schwer zu ertragender und doch sehr lesenswerter Roman von Gusel Jachina, verlegt vom Aufbau Verlag.