Rezension

Beeindruckender historischer Roman

Ein Paradies, gebaut auf Sand - Anja Zimmer

Ein Paradies, gebaut auf Sand
von Anja Zimmer

Bewertet mit 5 Sternen

„…Die Jungs spielen einfach zu gern Krieg…“

 

Es handelt sich um den zweiten Band über das Leben der Herzogin Elisabeth von Sachsen.

Man schreibt das Jahr 1537. Landgraf Philipp von Hessen erwartet seinen Schwiegervater Herzog Georg von Sachsen. Er weiß um die Konflikte von Georg mit Elisabeth, die jetzt auf ihrem Witwensitz in Rochlitz wohnt. Elisabeth möchte in Rochlitz die Reformation durchsetzen.

Die Autorin spannt in ihrem beeindruckenden historischen Roman einen weiten Bogen. Sie erzählt nicht nur das Leben von Herzogin Elisabeth von Sachsen, sondern auch die Geschichte des Schmalkaldischen Krieges. Gleichzeitig erlebe ich dabei ein Stück sächsischer Geschichte, beginnend mit Herzog Georg von Sachsen bis zum Tode von Kurfürst Moritz von Sachsen.

Die Protagonisten werden eingebettet in den historischen Kontext. Das gilt nicht nur für diejenigen, die wirklich gelebt haben. Das Leben am Hof wird genauso ausführlich geschildert, wie die alltägliche Arbeit der Handwerker.

Es ist die Zeit der Reformation. Befürworter und Gegner formieren sich. Philipp von Hessen trifft eine Entscheidung, die den Gegner der Reformation und dem Kaiser in die Hände spielt. Krieg überzieht das Land. Bis zur Selbstaufgabe  versucht Elisabeth durch ihre Briefe, die Kampfparteien zum Frieden zu bewegen.

Die Grausamkeit des Krieges wird im Roman auf überzeugende und bewegende Weise verdeutlicht. Die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke. Menschen werden bewusst und unbewusst zerbrochen. Die Angst ist gegenwärtig, und sie macht keinen Unterschied zwischen dem kleinen Mann und dem Adel. Es geht nicht um Religion, sondern nur um Macht und Einfluss. Verrat und  Intrige sorgen dafür, dass oft die Seiten gewechselt werden. Verwandte stehen sich auf dem Schlachtfeld unversöhnlich gegenüber. Die Frauen müssen ohnmächtig zusehen. Hunger und Not prägen das Land.

Mit einem geschickten Kunstgriff gelingt es der Autorin, einige harte Wahrheiten aussprechen zu lassen. Die Möglichkeit hat die Närrin von Elisabeth, von der auch obiges Zitat stammt. Es sind einige der wenigen Stellen,  wo  ansatzweise ein gewisser Humor durchblitzt. Sonst gibt esbei dem ernsten Thema nichts zu lachen.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Der Schriftstil passt sich den historischen Gegebenheiten an. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern und hat im Buch viele kleine Feinheiten eingearbeitet, um die Sinnlosigkeit von Krieg und Kampf bildhaft zu veranschaulichen. Die Verwendung von Originaldokumenten, deren Quellen als Fußnoten angeben wird,  gibt dem Roman seine besondere Authentizität.

Einige Schwarz-Weiß-Bilder veranschaulichen die Handlungsorte. Ein Personenregister und eine Bibliographie ergänzen das Buch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat einer starken Frau ein Denkmal gesetzt, die ihren Beitrag zum Erfolg der Reformation geleistet hat und sich dabei nicht nur gegen Intrigen und Verleumdungen wehren musste.