Rezension

Beeindruckender Tatsachenbericht

Verschollen in der Südsee - Damaris Kofmehl

Verschollen in der Südsee
von Damaris Kofmehl

Bewertet mit 4 Sternen

„...Gott ist immer nur ein Gebet weit entfernt...“

 

Drei Jugendliche wurden nach 51 Tagen mit einem kleinen Motorboot auf dem Pazifik unterwegs, bevor sie gerettet wurden. Der Autor sucht den Kontakt zu ihnen, um darüber zu schreiben. Über Facebook findet sie Etuene.

Das Buch verknüpft drei Geschichten miteinander. Anfangs berichtet die Autorin über ihre Recherche und erzählt dabei parallel vom Leben der Jungen auf der Insel Tokelau, ihrer Flucht mit dem Boot und den Tagen auf der See. Im zweiten Teil des Buches kommt noch die Lebensgeschichte von Jonathan Walker dazu.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Das ist der abwechslungsreichen Handlung geschuldet, aber auch dem angenehmen Schreibstil. Die Autorin legt viel Wert auf die exakte Darstellung von Orten und Personen und findet für ihre Beschreibungen passende Metapher. Die emotionalen Abschnitte berühren. Angst, Verzweiflung und langsam schwindende Hoffnung sind Beispiele dafür. Das Anliegen der Autorin ist für mich als Leser nachvollziehbar.

Bei der Recherche der Autorin passiert Seltsames. Nach den ersten Kontakten mit Etuene bricht die Verbindung ab. Es scheint so, als solle eine Begegnung verhindert werden. Auch Samu wird von seiner Mutter abgeschirmt. Nur mit Filo kommt es in Australien zu Gesprächen.

Das Leben auf Tokelau, der Heimat der Jungen, wird ausführlich dargestellt. Auf dem kleinen Atoll kennt jeder jeden. Strenge Regeln strukturieren den Alltag. Was sich anfangs wie ein kleines Paradies anhört, zeigt schnell seine Schattenseiten. Die Reglementierungen engen ein. Die Jugendlichen sehnen sich nach mehr Freiheit. Das ist der Antrieb für ihre Flucht mit dem Boot. Ihre Rettung ist ein Wunder. Das Meer und seine Gewalten lehren die Jungen beten. Allerdings ist dem Bericht nicht zu entnehmen, welche Informationen Filo entstammen und welche durch Phantasie der Autorin ergänzt wurden. Insbesondere denke ich dabei an die Gedanken und Gefühle von Etuene und Samu.

Die Zeit nach der Rettung hat Filo in eine Straßengang von Sydney geführt. Die Autorin möchte ihn einen anderen Weg weisen. Hier kommt Jonathan Walker ins Spiel, ein Aussteiger aus einer Gang.

Gut eingebettet in das Buch ist der christliche Aspekt. Den Vergleich von Filos Leben mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn finde ich passend. Auch die Gegenüberstellung von lebendigen Glauben gegenüber den durch Regeln eingeengten ist gelungen.

Von ausführlicher Recherche zeugen die in die Geschichte eingebetteten Beispiele gelungener Rettungen aus Seenot.

Schade, dass die Autorin keine der Fotos, die sie im Buch erwähnt, mit veröffentlicht hat.

Das als Spiegelbild gestaltete Cover passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein beeindruckender Tatsachenbericht, auch wenn die eine oder andere Frage offen blieb.