Rezension

Beklemmend, düster und sehr nervenaufreibend

Engelsgabe (Ewert Grens ermittelt )
von Anders Roslund

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem mir schon der zweite Band rund um Ewert Grens von Anders Roslund unglaublich gut gefallen hat, war ich so gespannt, was der dritte Band für mich bereithalten würde.

Der Schreibstil ist auch hier wieder unglaublich fesselnd und bildgewaltig.
Die Atmosphäre ist hier sehr düster und beklemmend gehalten.
Natürlich steht Ewert hier absolut im Fokus. Ich mochte ihn wieder sehr. Wie getrieben und gebeutelt er ist und trotzdem macht er weiter.
Aber hier punkten auch viele andere Charaktere, die wahnsinnig ans Herz gehen.
Anders Roslund gibt allen ein Gesicht und eine Stimme. Damit sie uns ihre Geschichte erzählen können. Damit wir verstehen, wirklich verstehen.
Wir erfahren hierbei die unterschiedlichsten Perspektiven, je nachdem, wer gerade im Zentrum des Geschehens steht. Dadurch erlangen sie eine ungeheure Präsenz und Intensität. Darüber hinaus sind sie sehr authentisch und greifbar. Man spürt, was sie spüren und das macht diesen Kriminalroman einfach so unglaublich tiefgreifend und gut.

Der Einstieg fiel mir wieder unfassbar leicht.
Es dauert nicht lange und man gerät direkt wieder an seine eigenen Grenzen. Denn die Thematik ist wieder ausgesprochen heftig und nervenaufreibend.
Anders Roslund beschäftigt sich auch hier wieder mit Menschenhandel, was alleine schon nervenaufreibend und zerstörerisch genug ist. Denn er zeigt nicht nur, was im Untergrund passiert. Er dringt tiefer vor und zeigt uns Arroganz, Empathielosigkeit und völlige Skrupellosigkeit. Das ist die eine Seite, die absolute Eiseskälte durch den Körper sickern lässt, weil man so wütend, erschüttert und sprachlos ist. Nicht begreifen kann, wie so etwas sein kann.
Und dann ist da noch die andere Seite, die einen so zerstört, dass man kaum Worte dafür findet.
Und schlussendlich ist da noch Ewert mit seinem eigenen Leben, das so niederdrückt, aber auch ununterbrochen beschäftigt.

Dieser Band ist definitiv nicht einfach und regt die eigene Gedankenspirale an.
Er geht sehr feinfühlig, aber dennoch sehr direkt und ungeschönt auf die eigentliche Thematik ein, die einfach ununterbrochen unter die Haut geht.
Und daneben sind die Ermittlungen sehr gut ausgearbeitet. Auch wenn es einen Aspekt dabei gab, den ich doch etwas unglaubwürdig fand.
Aber dazwischen gibt es so viel Schmerz, Einsamkeit, Stille, Angst und Verzweiflung.
Anders Roslund hat hier einen wahnsinnig guten Nachfolger geschaffen, der so viel Platz für Trauer, Tragik und Dramatik bietet.
Jede einzelne Sekunde hat mich so zerstört, so tief getroffen und leiden lassen.
Denn er zeigt nicht nur die Grausamkeit und Gewissenlosigkeit dieser Welt auf. Er geht auch sehr intensiv und tiefgreifend auf die psychologischen und zwischenmenschlichen Aspekte ein und zeigt uns wie sehr wir von unser eigenen Gefühlen gelenkt und manipuliert werden können.
Wir wissen das und trotzdem lassen wir es immer wieder zu. Das sagt sehr viel über unsere eigene Verletzlichkeit und Abhängigkeit aus und trotzdem wachsen wir daran.
Die Geschichte selbst ist noch nicht vorbei, es sind noch Fragen offen und ich bin so gespannt, wie es weitergeht.
Unbedingt lesen.

Fazit:
Die Reihe von Ewert Grens von Anders Roslund ist in meinen Augen ganz großes Kino und ein Höllenritt zugleich.
Der dritte Band hat mich zerstört, so geschmerzt, beschäftigt und zu denken gegeben.
Darüber hinaus beschäftigt er sich wieder mit einer sehr ernsten und sensiblen Thematik, die pure Ausweglosigkeit aufzeigt.
Beklemmend, düster und sehr nervenaufreibend.
Unbedingt lesen.