Rezension

Beklemmend, emotional und verhängnisvoll

Abgrund -

Abgrund
von Lucy Goacher

Bewertet mit 5 Sternen

Seit ich „Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen“ von Lucy Goacher zum ersten Mal entdeckt habe, war ich total angefixt.
Der Klappentext klang so unglaublich gut, dass ich es unbedingt inhalieren musste.
Und glaubt mir, dieser Thriller hat mich schier umgehauen und fast atemlos gemacht.

Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich fesselnd. Es entwickelte sich ein Sog, dem ich einfach nicht widerstehen konnte und wollte.
Die Atmosphäre ist dabei sehr düster, gehaltvoll und zieht mit jeder Faser an dir.
Im Fokus steht Clementine. Sie ist anders, vorsichtiger, zerbrechlicher und angreifbar.
Sie hat ihre Schwester bei einem vermeintlichen Selbstmord verloren.
Doch war es wirklich einer?
Ich mochte Clementine unglaublich gern,besonders weil sie stoisch weiterkämpft,obwohl das Ganze ausweglos erscheint. Wir erfahren dabei überwiegend ihre Perspektive, was ihr sehr viel Intensität und Präsenz verleiht. Zudem spürt man auf diese Art, wie gebrochen und verzweifelt sie ist.
Daneben gibt es einige Zwischenperspektiven, die dem Ganzen eine große Brisanz und Dramatik verleihen.
Ebenso konnten mich die Nebencharaktere auf unglaubliche Art begeistern. Weil man nie weiß, wer sie wirklich sind und was sie vielleicht zu verbergen haben.
Denn letztendlich kann man nur auf sich selbst vertrauen.

Es begann schon sehr beklemmend und schmerzhaft. Dies stellte aber nur den Vorlauf dar.
Ich habe diese Geschichte mit jeder Zeile mehr geliebt. Clementine und ihre hoffnungsvolle Suche nach dem vermeintlichen Mörder ihrer Schwester sind so durchtränkt von Obsession, Verlorenheit und tiefer Einsamkeit.
Sie kämpft so auf verlorenem Posten, dass ich fast mit ihr zusammen daran verzweifelt bin.
Lucy Goacher wechselt unglaublich oft die Richtungen, ließ mich wirklich an allem und jedem zweifeln. Bis ich selbst nicht mehr wusste, was wahr ist und was nicht.
Aber es geht hier nicht nur um einen sehr perfiden und skrupellosen Mordfall. Bei dem der Täter pure Arroganz fühlen lässt. Er ist ein Phantom. Niemals greifbar und doch immer da.
Erliegt man seiner eigenen Paranoia oder ist man dem Täter bereits zu nah?
Man taucht in die schwärzesten Abgründe der menschlichen Seele ein und ist einfach nur so dermaßen schockiert und sprachlos, weil man es nicht glauben kann und will.

Aber hier geht es auch um emotionale Abhängigkeit, man erkennt, wie verletzlich und manipulierbar der Mensch ist und dass es nicht allzu viel braucht, um in den tödlichen Abgrund zu stürzen.
Den selbst geschaffenen oder den, der dir vorgegeben wird. Die Grenze dessen ist so hauchdünn, dass es fast ineinander verschwimmt.
Man vertraut zu leicht, investiert so viel.
Oft denken wir nicht darüber nach, was wir da eigentlich tun, bis es zu spät ist.
Lucy Goacher taucht tief in die menschliche Psyche ein und legt dabei so dermaßen viel frei.
Diese Geschichte ist so unglaublich spannend und nervenaufreibend, dass ich nie genug davon bekommen konnte.
Besonders das letzte Drittel hat mir einiges abverlangt. Endlich werden die Schleier gelüftet und Gott, ich war einfach nur so von der Rolle.
Dieser Thriller macht emotional gesehen einfach unglaublich viel mit dir. Wow. Ein absolutes Prachtstück. So muss ein Thriller sein.

Fazit:
Lucy Goacher hat mit „Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen „, einen absoluten Pageturner zu Papier gebracht, der nicht einen Moment loslässt.
Beklemmend, emotional und verhängnisvoll.
Eine Story, die einiges abverlangt.
Sie lebt von den eindrucksvollen Charakteren und einer Story, die absolut explosiv und wendungsreich ist..
Unbedingt lesen.