Rezension

Bemerkenswerter Schauer-Thriller

Heimgesucht -

Heimgesucht
von Mark Edwards

Bewertet mit 4 Sternen

Lucas Radcliffe sucht die Abgeschiedenheit eines Schriftsteller-Refugiums in Wales, um sein aktuelles Buch voranzubringen. Nichtsahnend gerät er in eine düstere Geschichte, die selbst seiner Fantasie als Horror-Autor überlegen ist.

Bei "Heimgesucht" handelt es sich um einen Roman, der in der Liga von Mystery-Thrillern im Sinne eines Schauerromans, einzuordnen ist.

Aufgrund einer Empfehlung habe ich mir dieses Buch gegönnt, und mit Protagonist Lucas Radcliffe schaurige Geheimnisse entdeckt.

Lucas ist Schriftsteller, vornehmlich Horror-Autor. Er zieht sich in ein Schrifsteller-Refugium in Wales zurück, um seinen neuen Roman auf die Beine zu stellen. Bisher hinkt er mit der Arbeit hinterher und hofft in der schaurig-abgeschiedenen Umgebung voranzukommen. Doch die tragische Geschichte der Hausbesitzerin Julia lässt ihm keine Ruhe. Es ist zwei Jahre her, dass ihr Mann ertrank und ihre Tochter verschwand. Außerdem denkt sie, dass die kleine Lily nach wie vor am Leben ist. Daraufhin stellt Lucas eigene Nachforschungen an.

Das Setting um das Schriftstellerhaus hat mir ausgezeichnet gefallen. Lucas kommt an und ist mit einem bunten Reigen aus Erzählenden konfrontiert. Er trifft auf skurrile Charaktere, verbissene Bestseller-Autoren und überragende Selfpublisher, die händeringend um ihren Platz im Regal der Leser kämpfen.

Das Haus selbst ist von einer schaurigen Atmosphäre geprägt. Es häufen sich mysteriöse Ereignisse, gruselige Laute und unerklärliche Phänomene. Teilweise werden sie mit Einbildung, einer Unachtsamkeit oder einem Missverständnis abgetan. Trotzdem bleibt ein nagendes Gefühl, ein Hauch von Angst und dunklen Ahnungen, was sich durch die gesamte Geschichte zieht.

Diesen Schauerfaktor fand ich exzellent umgesetzt. Gemeinsam mit Protagonist Lucas bekommt, man es teilweise mit der Angst zu tun. Mark Edwards hat es genau bis zum perfekten Punkt getrieben, um die Anspannung durchgehend konstant zu halten. Nächtliche Ereignisse empfindet man als gespenstisch, während man sie im Licht des Morgens abschüttelt und als eigene Überreaktion abtut.

Die Handlung fand ich gut, dafür waren das Ende und die Hintergründe nicht nach meinem Geschmack. Lucas ist von der Hausbesitzerin Julia fasziniert und interessiert sich für ihre Geschichte. Dafür stößt er Ermittlungen an, die auf einen Sumpf ländlichen Zusammenhalts, dörflicher Geheimnisse und regionaler Besonderheiten sowie Legenden versinken. Dieser Part hat mir überaus gut gefallen und ich fand ihn realistisch dargestellt.

Die Hintergründe der mysteriösen Ereignisse überzeugten mich weniger. Hier hat Edwards zu einem Kniff gegriffen, der mir persönlich nicht gefällt und mir meistens sauer aufstößt. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass es für einen Schriftsteller schwierig ist, die Balance aus Spannung und Logik bis zum Ende des Romans zu halten.

Letztendlich habe ich diesen gruseligen Thriller sehr gern gelesen. Die Ausgangslage um das Schriftsteller-Haus fand ich originell, den Rahmen um regionale Legenden schauerlich und geheimnisvoll, und das anhaltende Schauergefühl hat für ein gespenstig-wohliges Leseerlebnis gesorgt, das mir ausgesprochen gut gefällt.

Meiner Meinung nach ist „Heimgesucht“ ein bemerkenswerter Thriller mit Gruselwirkung, und ich bin mir sicher, dass ich zu weiteren Werken des Autors greife.