Rezension

berührend, aber auch erschreckend

One Hundred Lovers - Nicole Obermeier

One Hundred Lovers
von Nicole Obermeier

Bewertet mit 5 Sternen

Mir war das Buch der Autorin in Social Media bereits vor Erscheinen aufgefallen, der Klappentext versprach eine tolle Geschichte und hat mich sehr neugierig gemacht.

Die Autorin erzählt die Geschichte alleine aus der Sicht von Robyn. Das fand ich sehr gut gelöst, weil sich hier alles um sie, ihr Leben und ihre Entwicklung dreht.

Die Handlung beginnt mit einem Prolog aus Robyns Schulzeit, bevor dann in die Gegenwart gewechselt wird. Ich muss gestehen, die ersten etwa 100 Seiten hatte ich ein wenig Probleme, mich so richtig in die Geschichte einzufinden. Es war eher eine Erzählung, und vor allem die ausführlichen erotischen Szenen hätte ich eigentlich nicht gebraucht. Dann jedoch kippt die Handlung, und ab dann war ich auch gefesselt und konnte nicht mehr zu lesen aufhören.

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin die Problematik von Social Media, Cybermobbing und das damit verbundene in der Öffentlichkeit-Stehen, aber auch das Thema Mobbing an sich behandelt hat. Ich konnte sehr gut mit Robyn mitfühlen und mich in sie hineinversetzen. Mehrmals stiegen mir beim Lesen die Tränen in die Augen.

Mobbing kann ganz schnell passieren. Egal, ob es bewusst gemacht wird, oder eine Person sein Gegenüber unbewusst mit Aussagen verletzt. Die Schilderungen im Buch sind heftig, und vor allem auch deshalb erschreckend, weil es tagtäglich passiert.

Ab dem Zeitpunkt, als in der Öffentlichkeit bekannt wird, wer hinter dem blog "one hundred lovers" steht, Robyn damit Cybermobbing ausgesetzt wird, und sie Ethan wiedersieht, entwickelt sie sich zu einer starken Persönlichkeit, auf die man als Leser so richtig stolz wird.

Sie ist eine Frau, die erst ihren Platz im Leben finden muss, sie muss erkennen, dass sexuelle Nähe nicht mit Liebe zu vergleichen ist, und dass Aussehen nicht das Wichtigste ist. Diese Entwicklung von ihr zu einer Frau, die zu sich steht, und für die das Äußere nicht an vorderster Stelle steht, hat die Autorin sehr berührend beschrieben. 

Natürlich kommt auch die Liebesgeschichte nicht zu kurz, und entgegen dem Beginn, wo mehrere erotische Szenen recht kurz aufeinander folgen, bleibt dann auch die Erotik im Hintergrund, was mir persönlich sehr gut gefallen hat, weil damit die Handlung selbst im Vordergrund steht. 

Fazit: "one hundred lovers" ist entgegen dem ersten Eindruck noch viel mehr als nur ein Erotik- und Liebesroman. Es ist vielmehr eine Geschichte über eine junge Frau, die sich selbst findet. Es ist eine Geschichte über (Cyber)mobbing, darüber, dass das Aussehen niemals so wichtig ist wie der Charakter dahinter. Und es ist eine Geschichte darüber, wie wichtig es ist, zu sich zu stehen und sich nicht allzusehr durch die Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Klare Leseempfehlung.