Rezension

Berührende Liebes- und Lebensgeschichte in zwei Zeitebenen

Fritz und Emma -

Fritz und Emma
von Barbara Leciejewski

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin ja längst ein Fan von der Art wie Barbara Leciejewski schreibt, so dass ich mich meist sofort bei Erscheinen des Buches auf den neuen Lesestoff stürze. „Fritz und Emma“ habe ich direkt in einem Rutsch verschlungen, was schon ziemlich deutlich zeigt, wie begeistert ich auch von diesem Buch bin.

Das Buch verläuft in zwei Erzählsträngen die am Ende des Buches zusammenfließen. In der Gegenwart hat es Marie in das Dorf Oberkirchbach verschlagen, denn ihr Mann ist der neue Dorfpfarrer. Jakob fühlt sich dort direkt zu Hause und geht ganz in seinem Beruf auf. Jakob ist einfach nur liebenswert, er hat für jeden ein offenes Ohr und ist quasi der Pfarrer/Seelsorger, den man sich immer gewünscht hat. Marie ist normalerweise eine sehr energische junge Frau, die sagt was sie denkt, jedoch die Eingewöhnung als „Frau Pfarrer“ in das Dorfleben fällt ihr schwer, zumal sie dort ihren Beruf nicht ausüben kann. Auch die Beteiligung an der Planung der 750-Jahrfeier des Dorfes scheint nicht sehr vielversprechend, dafür ist zu viel Lethargie überall im Dorf an der Tagesordnung. Und dann sind da noch Fritz und Emma, die sich seit Jahrzehnten aus dem Weg gehen, obwohl sie einmal ein Paar waren. Das zumindest weckt Maries Neugier, denn alle im Dorf nehmen dies als Tatsache hin, obwohl niemand den Grund dafür kennt. Die Gegenwart umfasst einen Zeitraum von weniger als einem Jahr, in dem wir zusammen mit Marie und Jakob nach und nach das ganze Dorf kennenlernen. Wird Marie ihren Platz finden? Und wo wird der sein? Ist die Liebe zwischen Jakob und Marie stark genug, dass sie ihren Weg gehen kann?

Die eingeschobenen Rückblicke in die Vergangenheit beginnen im Jahr 1947. In Bruchstücken erfahren wir etwas über das Leben von Fritz und Emma. Deren bewegte Lebensgeschichte hat mich sehr berührt und ich gebe zu, ich habe mehr als ein Taschentuch gebraucht. Beide sind starke Persönlichkeiten und das müssen sie auch sein, um ihren Lebensweg bis ins hohe Alter zu meistern. Die Neugier, was wohl der Grund für ihre Entzweiung war und die Frage, ob die beiden durchaus sympathischen alten Sturköpfe dieses Hindernis noch überwinden können, hat mich das Buch verschlingen lassen. Daneben fand ich es total interessant, Einblicke in deren Leben zu bekommen, vor allem in die Jahrzehnte, die vor meiner Geburt liegen.

Die Grundstimmung des Buches ist trotz der vielen Schwierigkeiten positiv. So manches wird mit einem Augenzwinkern erzählt und zu Lachen gibt es auch einiges. Und dann ist da noch die Frage, ob die „Frau Pfarrer“ es wagen kann, den Herrn Pfarrer nach dem Gottesdienst, wenn er an der Kirchentür die Gemeindemitglieder verabschiedet…
…einfach vor allen Leuten zu küssen.