Rezension

Berührende und abwechslungsreiche Geschichte über Liebe, Sehnsucht, verlorene Hoffnungen und zweite Chancen, aber auch über die Geborgenheit in einer Familie und den Mut, seine Träume zu leben.

Als die Zukunft noch vor uns lag -

Als die Zukunft noch vor uns lag
von Saskia Sarginson

Bewertet mit 5 Sternen

Catrin arbeitet in einem Bestattungsunternehmen in Atlantic City und ist die Alleinverdienerin in ihrer Familie, wohingegen ihr Vater spielsüchtig ist und ihre Mutter zu schwach ist, sich dagegen zu wehren. Sam ist auf Druck seines Vaters Anwalt geworden, träumt jedoch davon, Musiker zu sein und reist mit seiner Gitarre durch Amerika. Im März 1983 lernen sich beide auf einer Parkbank in Atlantic City kennen und verlieben sich ineinander. Sie verleben drei Wochen miteinander in dem Wissen, dass der Aufenthalt von Sam aufgrund seines befristeten Visums endlich ist. Sie versprechen, sich wiederzusehen, denn Cat wollte ohnehin schon immer nach London. Zu einer Verabschiedung am Flughafen kommt es nicht und auch Sams Briefe an Cat kommen nie bei ihr an. Beide sind verunsichert, ob der andere es sich anders überlegt hat und scheitern daran, Kontakt aufzunehmen, obwohl Cat tatsächlich neu in London anfängt. Erst sieben Jahre später sehen sich die beiden erstmals wieder, die Gefühle für einander sind noch präsent, die alte Vertrautheit noch da, aber in den Jahren dazwischen ist viel passiert und es stellt sich die Frage, ob die beiden an ihrer romantischen Liebe anknüpfen können. 

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Cat und Sam erzählt und handelt im Zeitraum von 1983 bis 2004. Der Plot um ein verliebtes Paar, dass sich aus den Augen verliert und erst Jahre später wieder sieht, ist mit Sicherheit nicht neu, aber "Als die Zukunft noch vor uns lag" ist dennoch abwechslungs- und wendungsreich erzählt. 

Es ist von Anbeginn spürbar, dass die beiden Hauptfiguren, die in ihrem Leben schon familiäre Enttäuschungen verkraften mussten und beide kreative Köpfe sind, ihre Leidenschaften aber noch nicht richtig auslebten, auf einer Wellenlänge sind. Die Verliebtheit fühlt sich echt an und umso brutaler erscheint es, dass das Schicksal die beiden zunächst voneinander trennt. 

Dennoch bewirkt die Begegnung etwas, denn beide krempeln ihre Leben um und folgen ihren Träumen. Die Sehnsucht nach dem anderen bleibt jedoch, auch wenn sie über die Jahre abebbt und beide auch neue Lieben - zur Musik oder einer Stieftochter - finden. Ein Zweifel bleibt jedoch immer bestehen, denn rundum glücklich sind sie nicht. Gerade Cat scheint nicht das Leben zu führen, das zu ihr passt.  

Der Roman ist durch die Erinnerungen an die drei gemeinsam verlebten Wochen und dem Wunsch nach Liebe und Geborgenheit in Teilen melancholisch, jedoch schwingt stets das Quäntchen Hoffnung mit, dass beide sich wiedersehen und eine zweite Chance erhalten könnten, denn sie sind niemals weit auseinander. 

Es ist eine berührende und abwechslungsreiche Geschichte über Liebe, Sehnsucht, verlorene Hoffnungen und zweite Chancen, aber auch über die Geborgenheit in einer Familie und den Mut, seine Träume zu leben und an sich selbst zu glauben. Es ist damit noch mehr als nur eine Liebesgeschichte, denn auch die Jahre und der Alltag ohne einander mit all ihren Höhen und Tiefen werden eindringlich beschrieben, so dass man den sympathischen Figuren nahe kommt. Zudem wirken die Hürden, die sie an einem gemeinsamen Leben hindern, authentisch und nicht als Notwendigkeit um ein Happy End künstlich hinauszuzögern.