Rezension

Bewegende Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings auf besonderer Mission

Mission Afrikakonferenz - H. G. Schulz

Mission Afrikakonferenz
von H. G. Schulz

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Buch gelingt dem Autoren H.G. Schulz ein bewegener Roman um einen afrikanischen Flüchtling, der nach seiner Ankunft in Deutschland eine besondere Mission erfüllen soll. Vom Untertitel "Tatort Berlin" sollte man sich hierbei nicht täuschen lassen. Obwohl die Geschichte mit einem Gerichtsprozeß startet, handelt es sich hier nicht um einen Kriminalroman. Die wahre Bedeutung dieses Untertitels erschließt sich dann auch erst im Laufe der Geschichte.  

Von November 1884 bis Februar 1885 fand in Berlin die sogenannte Afrikakonferenz statt, die oft auch als Kongokonferenz oder Berliner Konferenz bezeichnet wird. Hier haben die westlichen Industrienationen den afrikanischen Kontinent unter sich aufgeteilt und damit die nachfolgende Kolonialzeit eingeleitet, deren Folgen den Kontinent bis heute prägen und stark belasten. Und auch für Europa sind die Entwicklungen seit der Konferenz nicht folgenlos geblieben, dies wird besonders seit ein paar Jahren mehr als deutlich.

Als sich der junge Niam aus dem Kongo im Jahr 2015 auf den beschwerlichen Weg nach Deutschland macht, treibt ihn nicht nur der Traum von einem besseren Leben an. Im Gepäck hat er auch den großen Wunsch seines Onkels, es möge eine neue Afrikakonferenz geben, die sich zu den alten Fehlern bekennt und die Weichen für einen Neuanfang im Verhältnis zwischen Europa und Afrika stellt. Kann Niam seinem Onkel diesen Wunsch erfüllen ? 

Mit einem packenden Schreibstil lässt uns der Autor am beschwerlichen Weg seiner Hauptfigur teilhaben. Hautnah erleben wir seine Belastungen während der gefährlichen Reise und die Versuche, in Deutschland Fuß zu fassen. Auch wenn man zwischendurch den Eindruck hat, das dabei Niams großes Ziel so ein wenig in den Hintergrund gerät, rückt es zum Ende hin wieder stärker in den Mittelpunkt und setzt so einen gekonnten Schlusspunkt unter die gut aufgebaute Geschichte Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. 

Ein gelungener Roman, der zudem auf ein wichtiges Thema aufmerksam macht, das in unserer Zeit doch viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist und es verdient hat, wieder stärker in den Fokus gerückt zu werden.