Rezension

Bewegende Lebensgeschichte

Wenn Gott den Pinsel schwingt -

Wenn Gott den Pinsel schwingt
von Marlene Shahwan

„...Es ist sechs Uhr abends. Wie so oft um diese Zeit sitze ich in meinem Atelier und male. Vor mir steht eine Leinwand, auf der ich mit Bleistift eine bekannte Szene aus Jerusalem skizziert habe...“

 

Mit diesen Worten beginnt eine beeindruckende Biographie. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Offen und ehrlich, völlig ungeschönt, beschreibt die Autorin die verschiedenen Stationen ihres Lebens.

Als Tochter eines Pastors wird sie angehalten, sich von den Kindern außerhalb der Gemeinde fern zu halten. Schon früh zeichnet sich ihre Begabung als Malerin ab. Doch der Vater versorgt ihr eine Stelle als Zahnarzthelferin. Nach einer rebellischen Phase kehrt sie in die Gemeinde und den Jugendkreis zurück.

Im Jugendkreis lernt sie Johnny kennen, eine jungen Palästinenser. Zwischen beiden entwickelt sich ein zarte Liebesbeziehung. Johnny hält um ihre Hand an. Ihr Vater warnt sie:

 

„...Kind, hast du dir das richtig überlegt? Johnny wird bestimmt eines Tages in seine Heimat zurückkehren wollen. Wirst du dann bereit sein, mitzugehen?...“

 

Erst einmal besucht Johnny eine Bibelschule. Danach sieht sich Johnny berufen, als Missionar zurück in seine Heimat nach Beit Jala, einem Ort bei Betlehem in den palästinensischen Autonomiegebieten, zu gehen.

Im November 1992 reisen sie aus. Mittlerweile haben sie vier Kinder. Das Einleben in die neue Kultur mit der Großfamilie ist nicht einfach. Bewunderungswürdig aber ist die Glaubenszuversicht.

Spannend fand ich es, über die Verhältnisse in Israel aus der Sicht einer Deutschen zu lesen, die mit einem Palästinenser verheiratet ist. Deutlich wird schnell, dass die palästinensischen Christen im Prinzip zwischen den Fronten stehen. Einerseits werden von von den israelischen Behörden schikaniert, andererseits von den eigenen Leuten kritisch beäugt.

 

„...Ich spürte, wie Wut in mir aufsteigen. Wie konnten sie es wagen, die Menschen so zu behaneln? Kein Wunder, dass die Palästinenser die Israeli hassten...“

 

Johnny und Marlene bieten in einer Teestube Gespräche über den Glauben an. Es ist eine Insel des Friedens. Auch ihre Camps für Kinder werden gern besucht. Während der Intifada erleben sie Raketenbeschuss, versuchen aber trotzdem, anderen mit Lebensmittel, die sie als Spende aus dem Ausland erhalten, zu helfen. Gleichzeitig beginnen sie in dieser Zeit mit dem Bau eines neuen größeren Zentrums. Dadurch erhalten einige Landsleute Arbeit und können sich nun selbst versorgen.

 

„...Auf keiner anderen Baustelle in der Provinz Bethlehem wurde in der Intifada gearbeitet. Niemand hatte den Mut, neue Projekte zu beginnen. Alles lag still..“

 

Natürlich enthält das Buch auch etliche Szenen, in denen sie in Lebensgefahr waren und nur knapp entkommen sind. In dem neuen Zentrum bieten sie die verschiedensten Aktivitäten an.

Einige Fotos veranschaulichen ihr Leben.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie Glauben auch durch schwierige Zeiten tragen kann. Selbst jetzt sind die Probleme nicht weniger geworden. Marlene braucht regelmäßig ein neues Visum. Als Frau eines Palästinenser musste sich sich außerdem verpflichten, Jerusalem nicht mehr zu betreten. Kraft schöpft sie aus ihren Glauben und den Stunden, wo sie sich mit Malen beschäftigt.