Rezension

ein neues Leben in Palästina

Wenn Gott den Pinsel schwingt -

Wenn Gott den Pinsel schwingt
von Marlene Shahwan

Bewertet mit 4 Sternen

"Wer keinen Frieden im Herzen hat, der kann auch nicht in Frieden mit anderen Menschen leben." (S. 212) 

>Antwort der Autorin zu einem Polizisten während eines Verhörs auf die Frage: Wer hat Schuld, die Palästinenser oder die Juden?<

 

Die Autorin Marlene Shahwan hat eine einsame Kindheit und Deutschland erlebt. Als Tochter eines Pastors lief sie eher nebenbei mit und wollte immer ihrem Vater gefallen, der sich soviel um andere Kinder kümmert. Als junge Erwachsene stolpert sie unstet durchs Leben, bis sie ihren Mann kennenlernt und zum Glauben findet. Was sie aber ihr Leben lang begleiten wird, ist die Liebe zur Kunst.

Die junge Familie wandert in Johnny Heimat Beit Jala (bei Bethlehem) aus. Das Leben in dem palästinensischen Autonomiegebiet als Christen ist nicht einfach. Die geschilderten Raketenbeschüsse, die die Familie wiederholt erlebt und die anderen Wirren in dem Gebiet waren und sind sicherlich eine große Herausforderung. Krankheiten, Probleme mit den Behörden und Gefängnisaufenthalt bleiben der Familie nicht erspart. Dennoch bleiben sie voller Gottvertrauen, ziehen vier Kinder groß und setzen sich für die Gemeinde ein, insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit. Johnny baut ein Gemeindezentrum auf, das sich gut etabliert. 

Der palästinensische Blick auf das Leben in Israel ist interessant, ebenso wie das Leben dieser Familie, die so viel erlebt und aufgebaut hat. Das Begegnungszentrum und Gästehaus habe ich mir im Internet angesehen, wirklich beeindruckend. Nach den ganzen Schwierigkeiten, die hier geschildert wurden, ist das eine beachtliche Leistung, die sicherlich nur mit festem Gottvertrauen entstehen konnte. 

Was mir ein wenig gefehlt hat, war der Blick über den Tellerrand. Hier wird wenig zur politischen Lage geschildert, auch Daten fehlten, um die Geschehen einzuordnen. Die Autorin erzählt aus ihrer Sicht, die andere Seite kommt nicht zu Wort. Das ist etwas, was mir so häufig bei Schilderungen aus diesen umstrittenen Gebieten fehlt. Die Fronten sind dort so verhärtet, das sich trotz aller guten Projekte, wenig aufeinander zu bewegt. Das ist sicherlich die gelebte Realität, aber es wäre halt schön, es etwas breiter aufgestellt lesen zu können. 

Das Leben dieser Familie ist sehr interessant, ab und an hätte ich gerne noch mehr darüber erfahren, wie sie ihren Alltag meistern und wie man als Deutsche in so einem Gebiet heimisch wird. Insgesamt bietet das Buch einen guten Einblick in ein fremdes bewegtes Leben fernab von unserem Alltag.