Rezension

Bizarre Geschichte mit tiefschwarzem Humor

Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie - Katherine Dunn

Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie
von Katherine Dunn

Bewertet mit 4 Sternen

„Binewskis, Verfall einer radioaktiven Familie“ ist ein Titel, der vielleicht so verrückt wie dieses Buch ist. Der englische Titel „Geek love“ passt allerdings viel besser. Radioaktiv ist hier gar nichts, unglaublich schräg bis zur Geschmacksgrenze eigentlich alles.

Es um Geeks und um die Binewsiks, eine Zirkusfamilie mit Tradition, die stolz darauf ist, anders zu sein. Tatsächlich haben Al und Lil Binewski, unter gezieltem Einsatz von Drogen, Kinder mit speziellen Fähigkeiten gezüchtet. Arty hat Flossen statt Armen und Beinen, die Zwillinge Iphy und Ellie sind siamesische Zwillinge und Olympia ist ein zwergwüchsiger Albino mit Buckel. 
Olympia erzählt die Geschichte ihrer Familie, die Andersartigkeit für ein Privileg hält, „Normale“ bedauert und es sogar geschafft hat, eine Art religiösen Kult zu gründen, der beinhaltet, dass sich die Anhänger freudig Körperteile amputieren lassen, um auch anders zu sein.

Die Idee ist höchst spannend. Wie würde eine Welt aussehen, in der eine Behinderung als Maßstab für gesellschaftliches Ansehen gilt? Je exotischer, desto besser. Die Konsequenz, mit der diese Idee hier durchgespielt wird, hat allerdings einen hohen Ekelfaktor. Die Autorin lässt nichts aus und legt immer noch eine Schippe drauf, in exquisitem Erzählstil, der bisweilen auch bizarr philosophische Züge hat:
„Sind Elefantenfürze etwas Großes? Etwas Großes im Hinblick auf die Qualen des Elefanten? Oder im Hinblick auf die Erleichterung, die es dem Elefanten beim Entweichen verschafft? Oder ist es vielleicht nur etwas Großes, wenn es im selben Moment entzündet wird und die daraus resultierende Explosion zum Antrieb einer Turbine genutzt wird? Ist ein Elefantenfurz an und für sich etwas Großes? Oder nur in seiner Wirkung?“

Dieses Buch ist anders. Lange fragt man sich, was liest man hier eigentlich? Das Geschehen ist bizarr. Zarte Gemüter können es auch geschmacklos finden. Trotzdem übt es eine seltsame Faszination aus, wenn man sich darauf einlässt. Hier wird man an die Grenzen gebracht. 
Was ist Schönheit? Ist Schönheit erstrebenswert oder vielleicht eher hinderlich? Auf jeden Fall liegt sie im Auge des Betrachters.

Es ist kein Buch, was ich jedem dringend ans Herz legen würde, aber wenn man gerade Lust auf Absonderlichstes hat, ist man hier bestens bedient. Eine irre Geschichte, schrägste Gestalten und allerschwärzester Humor.

Kommentare

LySch kommentierte am 25. August 2017 um 14:11

Das klingt wirklich mehr als verrückt und bizarr! ^^ Aber irgendwie auf eine abstoabstoßende Weise auch wieder anziehend ;) Dazu muss ich aber definitiv in der richtigen Stimmung sein...
Super Rezi, gefällt mir gut! :)

katzenminze kommentierte am 12. Oktober 2017 um 23:05

Ich kann es dir leihen wenn du mal Lust drauf hast. :D Es ist echt allein deswegen lesenswert, weil es so abgefahren ist. (Finde ich :) )

LySch kommentierte am 13. Oktober 2017 um 10:19

Das ist lieb!! :) Ich komme zu gegebener Zeit auf jeden Fall darauf zurück! *freu* Danke, Minzi!

katzenminze kommentierte am 12. Oktober 2017 um 23:03

Ach hiiiiier versteckt sich deine Rezi! Ich hab sie irgendwie übersehen. Dabei war ich doch so neugierig! ^.^
Bei faszinierend und bizarr Stimme ich voll zu. Es ist schon sehr sehr Strange!! Aber es hat auch was. Auf jeden Fall ein Erlebnis. :D

Sursulapitschi kommentierte am 13. Oktober 2017 um 00:00

:DDDDD