Rezension

blasse Protagonisten und einen Tick zu religiös

Gewitterherzen - Felicitas Brandt

Gewitterherzen
von Felicitas Brandt

Bewertet mit 3 Sternen

~Da ward unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubels; da sagte man unter den Nationen: Jehova hat Großes an ihnen getan! Psalm 126,2

Als Nate eines Abends aus dem Club kommt, sieht er, wie eine Gruppe Männer einem Mädchen nachstellen und greift beherzt ein. Und da Eve nicht weiß, wo sie die Nacht über bleiben soll und sowohl eine Gehirnerschütterung wie auch diverse andere Verletzungen davongetragen hat, nimmt er sie kurzentschlossen mit zu sich. Und Eve bleibt.

Doch sie ist angespannt. Irgendetwas scheint sie zu verbergen. Und auch Nate hat ein dunkles Geheimnis und wieso wohnt er eigentlich in einem so noblen Hotel?

* * *

Anders als erwartet.

Eigentlich lasse ich mich ja ganz gerne mal von einer Geschichte so richtig überraschen - hier kamen allerdings ein paar Sachen zusammen, die das Buch für mich nur bedingt empfehlenswert machen.

Um es mal mit Nates eigenen Worten zu sagen: "Gott. Immer wieder." Für mich war das etwas zu viel. Ab dem 2. Drittel des Buches waren Bibelzitate gefühlt fast allgegenwärtig und manchmal gab es sogar seitenweise Auszüge aus der Bibel. Sorry, aber das ist nicht meins, im Gegenteil, ich fühlte mich fast ein wenig davon erschlagen. Es war zu penetrant, zu gewollt und gipfelte in einer recht unglaubwürdigen Handlung der Hauptfigur (nur um dieses Thema irgendwie unterzubringen). Ich kenne viele Bücher christlicher Verlage, in denen Religion sehr viel dezenter angegangen wird. Doch dazu wird jeder Leser seine eigene Meinung haben. Und jeder Autor auch. Ich respektiere das, wäre aber schon sehr gerne vorgewarnt gewesen (das gilt übrigens für alle Religionen; ich möchte genauso wenig seitenweise aus dem Koran o.ä. zitiert bekommen.) 

Die Geschichte an sich ist....nett. Ich liebe die Idee, die ist großartig, aber an der Ausarbeitung hapert es.

Es war mein erster Roman von Felicitas Brandt. Ihr Schreibstil ist gut. Zu Beginn vielleicht nicht ganz so fließend, da kam oft urplötzlich ein schwülstiger Satz um die Ecke, wie: "Freiheit schwang um ihn herum wie der Mantel eines Helden" um dann "normal" weiterzugehen.  Und auch wenn es um Augen ging, wurde es leicht komisch. Niemand hat hier normale Augen, es gibt Gewitteraugen, Wintermorgenhimmelaugen etc. Später verliert sich das komplett und der Stil bleibt gleichmäßig und schön flüssig. Das sind zwar nur Kleinigkeiten und das Buch lässt sich trotzdem in eins weglesen, aber es ist ein Stück vom Gesamteindruck.

Was der Geschichte wirklich fehlt, ist Tiefe. Mir war das alles viel zu oberflächlich (ja, selbst die Religion, denn die besteht aus mehr als nur aus Bibelzitaten). Beide Hauptfiguren dümpeln so vor sich hin, leben nebeneinander her, ohne groß Fragen zu stellen, geschweige denn irgendetwas zu hinterfragen. Eve und Nate bleiben mir insgesamt zu flach und farblos. Ich habe das ganze Buch über keinen richtigen Draht zu ihnen bekommen. Sie waren jetzt nicht unsympathisch, aber ich kann auch nicht sagen, dass sie mir groß sympathisch waren. Da gab es Nebenfiguren, die mir sehr viel besser gefallen haben und die charakterlich auch sehr viel präsenter und stärker waren. Das ist schade, denn an dieser Oberflächlichkeit krankt die ganze Geschichte, die unheimlich viel Potential hat.

Fazit: Eine nette Story, die aber aufgrund der doch recht blassen Protagonisten nicht unter die Haut geht und leider recht schnell wieder vergessen sein wird.

Leseempfehlung für alle, die die Geschichten von Felicitas Brandt bereits kennen und mögen und die sich auch auf den religiösen Part einlassen möchten. Vielleicht hatten wir tatsächlich nur einen schlechten Start, aber er hält mich leider davon ab, so schnell wieder einen Roman von ihr zur Hand zu nehmen