Rezension

Brisanter Umweltthriller

Pechschwarzer Sand - Liv-Malin Winter

Pechschwarzer Sand
von Liv-Malin Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 2030. Die Energiekrise auf der Erde hat sich verschärft. Deshalb werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, sei es auch auf Kosten der Umwelt. Ein besonders unrühmliches Beispiel ist die Firma ENTAL in Kanada, die Ölsand fördert. Das führt nicht nur zur Zunahme der Krebserkrankungen in der Gegend. Das Land ist für Jahrzehnte vergiftet. In den Flüssen werden mutierte Fische gefunden. Rena, einer Umweltaktivistin, gerät ins Visier der Firma. Sie ist hochschwanger und entschließt sich, mit ihrem Mann Chris das Land zu verlassen. Eric hilft ihnen, damit sie nach Deutschland fliehen können. Hier werden nun die Aktionen gegen ENTAL koordiniert.

Die Autorin hat erneut eine spannenden Politthriller geschrieben. Einige Protagonisten aus dem ersten Teil sind wieder in die Handlung integriert, zum Beispiel Eric, der bei seiner ehemaligen Firma gekündigt hat und als selbstständiger Energieberater arbeitet. Das gibt ihm den nötigen Freiraum für seine sonstigen Aktivitäten.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er unterstützt die teils rasante Handlung.

Sehr genau werden die technischen Möglichkeiten des Ölsandabbaus und seine Folgen erläutert. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die Firma nicht in die Karten gucken lassen will. Ihr Geschäftsmodell ist eine Goldgrube und soll es auch bleiben. Käufliche Politiker und raffinierte Anwälte sorgen für die notwendigen Genehmigungen. Dagegen stehen die Klagen der First Nation und die Trauer der Einwohner um die Krebstoten. Zu ihnen gehören auch Renas Eltern.

Als Eric nach Kanada reist, um mit der dortigen Gruppe über mögliche Aktionen zu reden, trifft er auf Renas Vater. Das Gespräch der beiden gehört zu den stilistischen Höhenpunkten der Geschichte.

Der Kampf gegen Umweltzerstörung vereint unterschiedliche Menschen. Leider zeigt sich, dass dabei auch Leute sind, die die Chance nutzen, ihren eigenen Profit zu erhöhen. Rücksichtnahme ist Nebensache.

Auch persönliche Spannungen schaden dem gemeinsamen Vorgehen. Jeder der Umweltaktivisten hat seine besondere Vergangenheit, seine eigenen Vorstellungen vom zu beschreitenden Weg und manchmal spielt Eifersucht mit hinein. Jahrelange Erfolglosigkeit macht verbittert.

Die Autorin ermöglicht mir einen Blick in Erics Arbeit. Ein paar der Vorschläge, die er einem Supermarktbesitzer zur Verbesserung von dessen Energiebilanz macht, wären auch heute problemlos umsetzbar.

Der Spannungsbogen des Romans wächst, je größer die Schwierigkeiten werden, die ENTAL bekommt. Allerdings wächst damit auch die Gefahr für die Umweltgruppe in Kanada. Es folgen rasante Fluchtszenen, um der großangelegten Suchmaschinerie von ENTAL zu entkommen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist heute schon hochaktuell. Ob man den Vorgang Ölsandabbau oder Fracking nennt, macht nur technisch einen Unterschied. Die Folgen für die Umwelt dürften ähnlich sein.