Rezension

Bunt, laut, schräg

Milch Blut Hitze -

Milch Blut Hitze
von Dantiel W. Moniz

Bewertet mit 4.5 Sternen

“Milch Blut Hitze” ist das Debüt der jungen amerikanischen Autorin Dantiel W. Moniz. In elf Erzählungen widmet sie sich Themen wie dem Erwachsenwerden, der Ehe oder auch gestörten Familienbeziehungen. Es sind dabei die Figuren, die Moniz in den Vordergrund stellt und die sie ihre ganz eigenen Wege gehen lässt. Sie brechen häufig aus, befreien sich aus engen Strukturen und haben den Mut zur Rebellion. 

Dem Einzelnen, dem Individuum wird Raum gewährt, denn Moniz weiß das Innerste ihrer Figuren nach Außen zu kehren. Sie dringt in die Psyche und in das Unterbewusstsein ein und lässt das, was unter der Oberfläche schlummert, sichtbar werden. Das Erzählte wirkt dann oft bizarr, grotesk und dekadent. Der Tod und der Verlust werden außerdem wie ein roter Faden durch den Band geführt.

Die erste Erzählung, die dem Buch den Titel leiht, dient als Paukenschlag und ist tonangebend. Sie folgt zwei heranwachsenden Mädchen, die ihren Platz in der Welt finden wollen, das Leben so nah wie möglich spüren wollen und gleichzeitig fasziniert sind vom Tod.

Ein weiteres Highlight ist die Erzählung “Zungen”, in der ein junges Mädchen anfängt, sich kritische Gedanken über die Kirche zu machen. Ihr wird bewusst, dass das Zusammenkommen in der Kirche durch Hierarchien und Machtpositionen bestimmt ist, dass sie von den Männern angeblickt werden darf, aber selbst nicht zurückschauen darf. Ihr Hinterfragen bleibt nicht unentdeckt und hat Konsequenzen.

In weiteren Geschichten erzählt Moniz von einem Bruder und einer Schwester, die sich Jahre nicht gesehen haben und jetzt die Asche des Vaters gemeinsam verstreuen sollen, von einer Tochter, die bei der Großmutter aufwächst und sich nach der Mutter sehnt oder auch von einer Frau, die unsicher ist, ob sie abtreiben soll oder nicht.

Wie es so oft bei Erzählbänden der Fall ist, vermögen nicht alle Geschichten gleichermaßen zu überzeugen. Der Erzählung “Exoten” beispielsweise mangelt es an Tiefe und sie wirkt eher wie ein Lückenfüller. Doch das bleibt in “Milch Blut Hitze” glücklicherweise eine Ausnahme.

Dantiel W. Moniz ist eine neue Stimme in der Gegenwartsliteratur, die klar ertönt. Ihre Geschichten sind durchaus so bunt, wie das Cover suggeriert. Sie machen Lust auf mehr und deshalb ist Moniz’ Name einer, der im Gedächtnis bleiben sollte.