Rezension

Cold Cases

Enna Andersen und der trauernde Enkel -

Enna Andersen und der trauernde Enkel
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Buch ist Teil einer Reihe, von der ich die anderen Bücher nicht kenne (und möglicherweise deshalb auch einige unbeantwortete Fragen für mich aufwirft.) Trotzdem hatte ich keine Probleme mich in die Geschichte hinein zu versetzen; allerdings merkt man, dass bestimmte Aspekte in diesem Buch vielleicht unnötig sind, für die Kenner jedoch die Spannung in der kompletten Reihe hochhalten, was mir nicht so gut gefällt.

Enna Andersen arbeitet mit ihrem Team sogenannte „cold cases“ auf. Ein neuer Fall winkt, als ein Teammitglied von einem Freund auf den angeblichen Herztod seines Opas aufmerksam gemacht wird. Doch kaum beginnt das Team mit den Ermittlungen, stoßen sie auf sehr viele Ungereimtheiten und werden sogar persönlich bedroht. Hinter dem kleinen Fall scheint etwas sehr viel Grösseres zu stecken.
Parallel dazu muss Enna sich mit einem privaten „cold case“ auseinandersetzen, denn der vermeintliche Mörder ihrer Eltern lässt seinen Fall neu aufrollen. Dabei kommen sich Enna und der Anwalt des Mörders sehr nahe.

Generell wirkt vieles wie ein Regionalkrimi, denn jede noch so kleine Straße zwischen Oldenburg, Hamburg, Osnabrück und dem Sauerland wird benannt. Trotz vieler Fachwörter des Polizei- Steuer- und Gesellschaftsrechtes ist der Krimi gut verständlich. Die Autorin Anna Johannsen scheint Ahnung zu haben, von was sie spricht. Viele kleine Details in der Polizeiarbeit werden erwähnt, und vor allem das Zusammenspiel mit anderen Teams oder der Staatsanwaltschaft gefiel mir gut. Ich fühlte mich jedoch am Anfang von den vielen Namen etwas erschlagen.

Durch die Bedrohung des Teams setzt Enna ein Zeitlimit, in dem der Fall von ihrem Team abgeschlossen werden muss, ansonsten wird er weitergegeben. Für mich wirkt dies sehr konstruiert und aus der Luft gegriffen und mindert eher die Spannung, als sie zu verstärken.
Die Geschichte fängt mit zwei Handlungssträngen an, lässt den einen aber sehr schnell fallen beziehungsweise fokussiert sich eher auf die Liebesgeschichte zwischen Enna und dem Anwalt. Ich empfinde dies als unbefriedigend, da mich dieser Aspekt aus der Geschichte selbst am meisten belasten würde und für die Figuren scheinbar keine Rolle spielt.

Aus meiner Sicht wurde sehr viel Fokus auf die Figuren des Teams und ihre noch so banalen Gedanken gelenkt, während wichtige Informationen über das Team wie auch über die Verdächtigen kaum thematisiert wurden. Ein Beispiel ohne zu viel zu spoilern ist der im Titel erwähnte Enkel, der zwar anfangs auftaucht aber schnell einen auf U-Boot macht.

Der Fall an sich ist sehr spannend, doch ich hatte das Gefühl, dass Anna Johannsen sehr viel wollte und mit manchen Details dann durcheinander kam. Gerade gegen Ende gibt es sehr viele Linien und Verstrickungen, die aus meiner Sicht nicht komplett gelöst wurden, sondern dann noch schnell abgefrühstückt werden mussten. Dies finde ich unbefriedigend, da das Konstrukt des Falles sehr viel Potential hat und mich als Leser auch zum Nachdenken gebracht hat,  mich durch das abrupte Ende aber etwas frustriert zurückgelassen hat.

Insgesamt ist es ein guter Krimi, der aber sein Potential nicht ganz ausgeschöpft hat, daher vergebe ich gute 3 Sterne.