Rezension

Das düstere Cover hat mich leider etwas in die Irre geleitet

Und plötzlich war der Wald so still - Moa Eriksson Sandberg

Und plötzlich war der Wald so still
von Moa Eriksson Sandberg

Bewertet mit 3 Sternen

Hanna lebt im schwedischen Dorf Rydöbruk. Es ist Sommer und gemeinsam mit ihren Freundinnen genießt die Zwölfjährige die sonnigen Ferien. Doch plötzlich verschwindet die etwas ältere Linda. Keiner kann sich erklären, was mit dem beliebten Mädchen passiert sein könnte. Ein bedrohlicher Schatten schwebt nun über dem Dorf. Und der friedliche Wald, der sonst zum Spielen einlädt, erscheint düster und bedrohlich. Doch nicht nur Lindas Verschwinden ist dafür verantwortlich, dass Hannas Gefühle gehörig durcheinandergewirbelt werden....

Der Buchtitel und die recht düstere Covergestaltung legen die Vermutung nahe, dass das Verschwinden des beliebten Mädchens im Zentrum der Handlung steht. Das ist allerdings nicht der Fall, denn dieser Handlungsstrang nimmt deutlich weniger Raum ein als gedacht. Man kann zwar die Angst und das Unbehagen förmlich spüren, doch Hanna und ihre Freundinnen stehen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und haben deshalb auch noch andere Gefühle zu verarbeiten.

Diese werden sehr authentisch beschrieben, denn man kann mühelos in die Gefühls- und Gedankenwelt der zwölfjährigen Hanna eintauchen. Als erwachsener Leser wird man dadurch an die eigenen Sommer der Kindheit erinnert und kann sich so gut auf die Handlung einlassen. Hannas innere Zerissenheit, ob sie eher zur etwas kindlicheren Jonna oder zu Sabina, die bereits einen Freund hat, tendieren soll, wird sehr gut dargestellt. Der Schreibstil ist wunderbar leicht und sehr gut zu lesen. Man fliegt dabei förmlich über die Seiten.

Insgesamt gesehen habe ich mich bei der Lektüre dieses Buchs auch als erwachsene Leserin gut unterhalten. Die Gefühlswelt empfand ich als sehr gut dargestellt. Dadurch konnte ich noch einmal in Erinnerungen schwelgen, wie ich diese heißen und scheinbar unendlichen Kindheitssommer wahrgenommen habe. Doch leider bin ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, denn die düstere Covergestaltung hatte mich wohl etwas in die Irre geleitet, und vermuten lassen, dass das Verschwinden des beliebten Mädchens mehr Raum in der Handlung einnehmen würde.