Rezension

Das Ende macht es fast kaputt...

Traumsplitter - Tanja Heitmann

Traumsplitter
von Tanja Heitmann

Inhalt

Nach 10 traumlosen Jahren kehrt Ella endlich nach Sandfern zurück. Dort zieht sie in die Villa ihrer verstorbenen Tante, auch wenn diese einer Ruine gleicht. Ihr Neffe Konstantin, alias Kimi, erklärt sich sofort bereit, ihr bei den Renovierungsarbeiten zu helfen, Hauptsache er kommt von seinen gefühlskalten Eltern weg. Ohne deren Unterstützung wird die Renovierung aber auch für Ella zu teuer und sie sucht sich einen Untermieter, der mit anpacken kann.
Gabriel läuft die Zeit davon, denn der Dämon, der ihm die Fähigkeit, in Träume zu wandeln, verkauft hat, will eine Nachzahlung. Sein letzter Ausweg ist Bernadette, eine weitere Traumwandlerin, die in Sandfern lebt. Ellas Aushang kommt ihm da gerade recht und er zieht mit in die marode Villa ein, nicht ahnend, dass Ella sein Leben ganz schön aus der Bahn wirft und dass er sie und Kimi in große Gefahr bringt…

Charaktere

Ella ist Anfang 20 und verdient sich ihr Geld mit der Fotografie. Sandfern, vor allem der Garten ihrer Tante, war für sie immer ein magischer Ort, der ihre Fantasie und ihre Träume angeregt hat. Die 10 Jahre, die sie in Australien verbringen musste, hat sie sich nie heimisch gefühlt. Laut eigener Aussage ist sie dort nie angekommen.
Sie hat ein so fröhliches Gemüt, dass sie sich fast durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Eine Ruine zum Wohnen? Kein Problem, Ella campt einfach im Garten und nimmt die Renovierung als ein Sommerprojekt an. Sie nimmt die Dinge wie sie sind und so verfährt sie auch bei Menschen. Vorurteile kennt sie nicht, selbst die Frau ihres Halbbruders, die Ella abgrundtief hasst, wird zu Feiern eingeladen und nett begrüßt. Sogar die Magie, die Gabriel in ihr Haus bringt, ist ihr willkommen und sie unterstützt ihn so gut sie kann.
Gabriel ist ein heißer Sunnyboy. Er sieht so gut aus, dass er sich nahezu jede Frau zu Willen machen kann und Fortuna ist ihm in all den kleinen Dingen im Leben stets wohl gesonnen. Dafür ist sein Leben als Ganzes so verkorkst, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Aus Langeweile hat er sich auf einen Pakt mit dem Teufel eingelassen und dafür einen Teil seines Selbst verloren. Jetzt ist abhängig von der Welt der Träume, die ihren Tribut einfordert, sonst wird er in 1000 Splitter zerspringen. Durch Ella und Kimi wird ihm erst bewusst, dass ihm etwas fehlt, nur leider ist es fast schon zu spät…
Kimi ein krasser Teenager, in einer sehr schlimmen Findungsphase. Er kann sich nicht entscheiden, ob er auf Frauen oder Männer steht, ob er selbst lieber eine Frau sein will...durch die Abweisung seiner Eltern wird das natürlich alles nur verstärkt. Seine Tante Ella ist ihm sehr wichtig – sie akzeptiert ihn so wie er ist und liebt ihn bedingungslos. Sie ist seine Stütze und die Einzige, die ihm helfen kann…

Eigene Meinung

"Traumsplitter" von Tanja Heitmann ist ein wahrhaft einzigartiges Buch. Das Cover hat mich direkt verzaubert – obwohl ich normalerweise vehement gegen Pink vorgehe! Die Kombination aus Silber und Pink empfinde ich dafür aber als richtig hübsch und im Regal ist es definitiv ein Eyecatcher. Ohne Schutzumschlag dominiert die „Mädchenfarbe“, immerhin wird man mit einem silbernen Lesebändchen entlohnt. Schade, dass sich das so schnell ausgefranst hat…
Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler in der dritten Person wiedergegeben, der mal dem einen, mal dem anderen Charakter Raum gibt. Selbstredend begleitet man hauptsächlich Ella und Gabriel, aber auch Kimi, seine Eltern und Ellas beste Freundin, Nora, darf man näher kennen lernen. Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und humorvoll. Beschreibungen muss man nicht missen und Frau Heitmann weiß definitiv wie man für die passende Atmosphäre sorgt.
Das kleine Küstenstädtchen Sandfern wurde mit so viel Liebe erschaffen, dass der Funke einfach auf den Leser überspringen muss. Die marode Villa mit dem verwilderten Garten hat einfach Charakter und einen ganz eigenen Charme, der mich für sich gewinnen konnte. Ich würde sofort einziehen!
Die Charaktere konnten mich vollends begeistern. Sie waren so authentisch und gut beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, sie persönlich zu kennen. Das Aussehen der verschiedenen Figuren war für mich so nebensächlich wie es auch in der Realität sein sollte. Hat es mich am Anfang noch gestört, dass die Protagonistin mit einer knabenhaften Figur versehen wurde und allgemein wie ein Teenager aussehen sollte, so trat das im Laufe der Geschichte in den Hintergrund – ihre Persönlichkeit war so strahlend schön, dass sie selbst mit der Zeit in meiner Vorstellung immer hübscher wurde. Gabriel mit seinem umwerfenden Aussehen hatte so gar nichts mit den klischeebehafteten, perfekten Helden gemein, mit dem man ihn zu Anfang automatisch assoziiert hat. Und Kimi…ach, Kimi war mein persönlicher Held! Erschien er mir zu Anfang noch wie der wahr gewordene Alptraum einer jeden Mutter, so wuchs er mir im Nachhinein immer mehr ans Herz. Er brachte Leben in die Villa und war oft derjenige, der den Stein ins Rollen brachte. Alles in allem brillieren die Figuren mit ihren Makeln und dem Facettenreichtum ihrer Persönlichkeiten.
Die Handlung ist schwer zu beschreiben. Den Großteil des Buches geschieht nicht wirklich viel. Die zwischenmenschliche Ebene ist hier von Bedeutung und darunter leidet die Spannung. Ich selbst empfand das nicht als schlimm. Es gefiel mir in Sandfern und ich fühlte mich „in“ der Geschichte sehr wohl. So komisch das jetzt auch klingt, aber die Traumwandel-Thematik hat mich an dem Roman am wenigsten interessiert…das hätte ich natürlich selbst nicht geglaubt, war das ja genau das, was mich am Klappentext so gereizt hat. Die Situation war zeitweise aber so ausweglos, dass ich gar nicht wissen wollte wie es ausgeht – bin nun mal ein Happy End Liebhaber…
Davon abgesehen war der letzte Abschnitt auch ziemlich verwirrend. Mal abgesehen davon, dass ich müde war, waren manche Abschnitte in der Traumwelt so seltsam beschrieben, dass ich nicht mehr durchgeblickt habe. Das macht irgendwie keinen Spaß, nicht zu wissen, was da gerade genau passiert bzw. wie es gerade passiert.

Fazit

Tanja Heitmanns „Traumsplitter“ ist ein sehr spezielles Buch, das nicht Jedermanns Geschmack treffen wird. Die Atmosphäre und vor allem diese fantastischen Charaktere konnten mich begeistern, leider schlug die Traumwandel-Thematik bei mir nicht an. Trotzdem hab ich mich in der Geschichte wohl gefühlt und wer mal Lust auf etwas Ruhiges hat, wird auch seinen Spaß haben. 4/5 Bücher!