Rezension

Das Ende war mir zu offen ...

Als die Tage ihr Licht verloren - Stephanie von Hayek

Als die Tage ihr Licht verloren
von Stephanie von Hayek

Bewertet mit 4.5 Sternen

~~Die Autorin spielt geradezu mit den Worten, sie lässt das Gelesene lebendig erscheinen und passt ihren Stil oft auch an die jeweilige Figur an, um die es gerade geht.
Das war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, denn es führt dazu, dass man sich immer wieder auf Neues einstellen muss, es las sich manchmal leicht holprig.

Aber was man in diesem Buch liest, das lässt mit Sicherheit niemanden kalt. Wir begleiten zwei Schwestern und ihre Familie durch die furchtbare Zeit des Zweiten Weltkriegs. Hautnah erleben wir mit Linda und Gitte, welche Ängste, Einschränkungen und Gefahren damals an der Tagesordnung waren.
Besonders mit Linda konnte ich mich gut identifizieren: sie ist sehr emotional, sprunghaft, leicht aus der Bahn zu werfen und trotzdem eine Kämpferin. Ihre Schwester Gitte war mir oft etwas zu angepasst und gutgläubig, aber auch sie hat das Herz am rechten Fleck und trifft die richtigen Entscheidungen, wenn es hart auf hart kommt.
Besonders beeindruckt hat mich auch die Figur der Oma, die trotz schlimmer Folgen nicht aufgibt, frühzeitig die richtigen Schlüsse zieht und klug vorsorgt.
Die realistisch anmutenden Schilderungen der Autorin über die damaligen "Säuberungsaktionen", bei denen zahllose behinderte und kranke Menschen einfach den angeblichen Gnadentod gefunden haben, sind sehr mitreißend und bewegend.

Das Buch liest sich sehr fesselnd, man will es nicht mehr aus der Hand legen. Es hat mich bestens unterhalten und mir Einblicke gewährt, die nachwirken.
Leider kann ich mich mit dem Schluss nicht so ganz anfreunden, denn vieles verlief irgendwie im Sande, wurde nicht weiter verfolgt und man erfährt nicht, wie es den liebgewonnenen Personen weiterhin ergangen ist. Ich mag keine losen Enden, das hat das Ganze etwas getrübt. Aber insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch!