Rezension

Ein Debüt mit Schwachstellen, aber dennoch ein ganz wichtiger Roman #GegendasVergessen! Deshalb absolut lesenswert!

Als die Tage ihr Licht verloren - Stephanie von Hayek

Als die Tage ihr Licht verloren
von Stephanie von Hayek

1930, Berlin. Die Schwestern Linda und Gitte wachsen in einer gut bürgerlichen Familie mit liberalen Eltern heran. Gitte arbeitet als Sekretärin und möchte eines Tages Jura studieren, um Anwältin zu werden. In Linda hingegen schlägt ein sensibles Künstlerherz, dass sie an den Schuhmacher Erich verschenkt. Das Glück der jungen Liebe wird, als Erich in den Krieg einberufen wird, jäh getrennt. Als Linda plötzlich keine Nachrichten mehr von der Front erhält und vom schlimmsten ausgeht, verfällt sie in eine tiefe Depression. Dieser psychisch labile Zustand bringt Linda in der Zeit der »Euthanasie« in eine schreckliche Gefahr.

Stephanie von Hayek befasst sich in ihrem Debütroman “Als die Tage ihr Licht verloren” mit einem Thema das mir wahrlich die Haare zu Berge stehen lässt. Die Rede ist von »Euthanasie« im Dritten Reich.

Erschreckend und nüchtern zugleich erzählt Stephanie von Hayek die Geschichte einer Berliner Familie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dabei verwebt die Autorin fiktive Persönlichkeiten und Geschehnisse mit realer Vorkommnisse in der Geschichte auf welche sie im Nachwort auch noch einmal näher eingeht. Stefanie von Hayek kleidet ihren Roman in einem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil ein. Dabei greift sie auf eine recht abgehackte Sprache zurück, die mir persönlich nicht sonderlich lag und es mir sehr schwer machte, richtig in die Story eintauchen zu können.

Der Roman ist in drei Abschnitte unterteilt, im ersten Teil »Schmetterlinge« lernt der Leser die Berliner Familie, vor allen Dingen die Schwestern Linda und Gitte und ihr soziales Umfeld in einer Zeitspanne von 1932 bis 1938 näher kennen. Der nächste Abschnitt trägt den passenden Titel »Mitten unter uns« und zeichnet die haarsträubende Realität des nationalsozialistischen Regimes zwischen 1939 und 1940 auf. Der letzte Teil »Pusteln« spielt ebenfalls in dem Jahr 1940, hier möchte ich allerdings nicht zu viel von der Geschichte verraten.

Die Grundzüge des Plots haben mir tatsächlich sehr gut gefallen aber durch den ungewöhnlichen Stil wurde ich bis zuletzt mit den agierenden Charakteren einfach nicht warm. Dies mag wohl zusätzlich an der auktorialen Erzählerstimme gelegen haben die von vorneherein eine gewisse Distanz zu den Protagonisten erweckt und bis zum Schluss die Kluft zwischen Leser und Protagonist nicht zu überbrücken vermag.

Im Gegensatz zu den agierenden Persönlichkeiten ist Stephanie von Hayek das Setting ihres Debüts umso eindrucksvoller gelungen. Wie in Schockstarre erlebt man die (kranke) ideologische Vorstellungen des Nazi-Regimes mit ihren unfassbaren Moralvorstellungen, mit denen sich die Täter versuchen weiß zu machen, dass der sogenannte Gnadentod eine Erlösung für die betreffenden Personen sei. Nur allzu leicht war es möglich in diesem System vollkommen unschuldige Personen zum Tode zu verurteilen. Bei diesem grauenerregenden Gedanken bekomme ich glatt Gänsehaut. Genau aus diesem Grund möchte ich euch “Als die Tage ihr Licht verloren” ans Herz legen, auch wenn mich die Geschichte nicht vollkommen überzeugen konnte – denn diese Gräueltaten dürfen nicht in Vergessenheit geraten!