Rezension

Das kann Sophie Kinsella definitiv besser!

Die Schnäppchenjägerin - Sophie Kinsella

Die Schnäppchenjägerin
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 2 Sternen

Sophie Kinsella hat sich in der Chick-Lit-Welt bereits vor Jahren einen Namen gemacht. Mit Schau mir in die Augen, Audrey hat sie sich erst vor einigen Monaten auch im Jugendbuch-Genre behauptet. Doch in meinem Hirn ist ihr Namen vor allem mit der Reihe rund um Rebecca Bloomwood verbunden. Dieser erste Teil der „Schnäppchenjägerin-Reihe“ wurde zwischenzeitlich sogar (ganz gut) verfilmt. Und nun musste ich endlich auch einmal das Buch zur Hand nehmen.

Der Inhalt

Rebecca Bloomwood hat eine gefährliche Leidenschaft: Die erfolgreiche Finanzexpertin, die anderen Menschen in Geldfragen kompetent zur Seite steht, kann keinem Schnäppchen widerstehen. Nun steckt sie in einer schweren finanziellen Krise und droht in ihrem selbst geschaffenen Chaos unterzugehen, da sie sich gleichzeitig die Bank vom Leib halten, den attraktiven Luke Brandon beeindrucken und ihrer täglichen Arbeit nachgehen muss…
[ Quelle: Goldmann ]

Meine Meinung

Rebecca Bloomwood hat eine große Leidenschaft – das Shoppen. Nichts kann ihre Laune besser heben als ein ausgiebiger Schaufensterbummel. Und schließlich braucht man ja immer irgendwas. Ein neues Duschbad, obwohl man noch eines zuhause hat? Kein Problem, waschen muss man sich schließlich immer. Und Röcke kann man eben auch nie genug haben, immerhin gibt es für jede Gelegenheit den passenden. Und so gibt es nichts, was Rebecca lieber tut, als die Läden Londons unsicher zu machen.

Doch ein Problem gäbe es da schon noch. Die vielen Einkäufe, selbst wenn es sich um Schnäppchen handelt, müssen irgendwie bezahlt werden. Und Rebecca hat zwar ein Händchen für das richtige Outfit, doch mit dem Geld umgehen ist leider nicht ihre Stärke. Immer wieder flattern Rechnungen ins Haus, zumeist solche von einer ihrer unzähligen Kreditkarten. Doch wenn Mastercard gezahlt werden muss, dann muss eben die neue Visa herhalten. Allerdings kann das nicht lange gut gehen. Da bricht das Kartenhaus dann nämlich zusammen….

Doch die ganze Geschichte nimmt eine Wendung mit einem Schal. Nicht irgendein Schal. Ein richtig schöner, blauer, geschmeidiger und obendrein richtig teurer Schal. Doch als Rebecca an der Kasse mit keiner ihrer Karten bezahlen kann, springt ihr plötzlich ein gutaussehender Mann bei und begleicht ihre Rechnung. Diese Begegnung sollte Rebeccas Schicksal nun ändern.

Kinsella legte im ersten Teil dieser Reihe wohl viel Wert darauf, eine einzigartige Protagonistin zu zeichnen. Und einzigartig ist sie tatsächlich. Nur besticht sie vor allem durch Naivität und stellenweise richtige Dummheit. Natürlich muss man nicht immer jeden Charakter in jedem Buch mögen, doch ich bin der Meinung, dass gerade in diesem Genre von den Lesern viel Wert auf die Protagonistinnen gelegt wird. Frauen wollen sich mit den Mädels, um die es dort geht, identifizieren können und nirgends ist es so wichtig wie im Chick-Lit. Doch was will Kinsella hier denn für eine Botschaft vermitteln?

Rebecca Bloomwood lebt so in den Tag hinein und häuft fröhlich ihre Rechnungen an. Briefe macht sie einfach nicht auf, denn da könnten ja böse Kreditinstitute Geld von ihr wollen. Das wäre alles ja nicht so wild, wenn die Gute im Laufe der Geschickte eine Entwicklung durchmachen würde. Dass man vielleicht noch eine kleine „Botschaft“ in die Story hinein lesen könnte… Doch Kinsella löst ihr Debakel lieber dadurch, dass sie Rebecca einen reichen Mann an die Seite stellt.

Hinzu kommt, dass Rebecca es wohl hält wie Pippi Langstrumpf: „ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Bewerbungsschreiben werden frisiert und da wird auch gerne mal gelogen, dass sich die Balken biegen. Wenns daneben geht, dann sollen andere dafür ihren Kopf hinhalten.

Ich bin ja wahrlich kein Moralapostel oder Prinzipienreiter, aber Rebeccas Charakter macht es einem auch nicht einfach, mit ihr mitzuleiden. Es entstehen wenig bis gar keine positiven Gedanken und Gefühle für die Protagonistin. Wirklich leid tat mir eigentlich nur ihr Umfeld, das mit ihr fertig werden muss. Da fragt man sich tatsächlich, ob hier ein Happy End überhaupt verdient war.

Mein Fazit

Mit diesem Buch hat sich eine sonst wirklich tolle Autorin nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Die grausame Charakterzeichnung, die sie hier vorgenommen hat, führt dazu, dass sich die Unzufriedenheit des Lesers durch alle Belange der Buches zieht. Die Geschichte wirkt an den Haaren herbeigezogen und zumeist fehlt ihr jeglicher Realitätsbezug. Den zweiten Stern gibt es nur aus einem Grund: wo sonst alles versagt, rettet immernoch Kinsellas Schreibstil. Trotz aller Kritikpunkte lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen und ärgert sich zumindest nicht darüber, dass man nicht voran kommt.

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen