Rezension

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Das Mädchen meldet sich erneut zu Wort

Risse -

Risse
von Angelika Klüssendorf

Bewertet mit 4.5 Sternen

Diese Geschichte beschäftigt die Autorin schon seit über zehn Jahren. 2011 stand das Buch mit dem Titel „Das Mädchen“ auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Darin wird eine Kindheit und Jugend beschrieben, wie man sie niemandem wünscht. Das zweite Buch aus dieser Reihe mit einem ähnlichen Inhalt erschien 2014 und stand ebenfalls auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

„Risse“ greift nun das Thema erneut auf und hat es 2023 auf die Longlist des Deutschen Bücherpreises geschafft. Auch hier geht es um eine schreckliche Kindheit und Jugend in der DDR der 70er Jahre.

Welch grausames Leben hat dieses Mädchen, das nach dem Tod der Großmutter, bei der es seine ersten Jahre verbracht hatte, der unzufriedenen, überforderten Mutter ausgeliefert ist! Es tut richtig weh, über diese verwahrloste Kindheit und Jugend zu lesen, mit einer Mutter, die sich nach dem Leben sehnt und dabei gar nicht weiß, wie es aussehen könnte. Auch der Vater ist keine Hilfe: Vom Alkohol abhängig, versucht er sich jedes Jahr zu Ostern das Leben zu nehmen und das Mädchen dabei als Handlanger einzusetzen. Um selbst zu überleben, egal ob Zuhause oder im Heim, verkriecht es sich in Bücher und beginnt, selbst zu schreiben.

Erzählt wird abwechselnd aus Außen- und Innensicht. So entsteht der Eindruck einer sehr authentischen Geschichte.

Angelika Klüssendorf wurde am 26. Oktober 1958 in Ahrensburg geboren und wuchs in der DDR auf. In Leipzig absolvierte sie eine Ausbildung zur Zootechnikerin/Mechanisatorin und übersiedelte 1985 nach Westdeutschland, wo sie 1990 ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Mutter zweier Kinder schreibt Theaterstücke und erzählende Werke und erhielt mehrere Literaturpreise.

Ich persönlich kenne nur die drei oben genannten Bücher von ihr. Die haben mich alle drei erschüttert, was wohl auch an der Art des Erzählens liegt. Die Autorin schreibt kurz und knapp, wodurch die Geschichte sehr verdichtet wird. Auch wenn das Thema nicht neu ist, ist es immer noch lesenswert und geht unter die Haut.