Rezension

Das mörderische, surrealistische Paris

Stadt der Mörder -

Stadt der Mörder
von Britta Habekost

Bewertet mit 5 Sternen

Ich neige dazu, in Büchern zu versinken, als hätte ich Gewichte an den Füßen (Seite 142) 

Eingebunden in ein wunderschön gestaltetes Cover, halten wir einen kleinen Schatz in den Händen, in den wir versinken können. Der Umschlag des Buches ist wirklich sehr geschmackvoll und macht durch seine geheimnisvolle, stilsichere Art neugierig auf den Inhalt. 

Britta Habekost nimmt uns redegewandt und gekonnt mit in das künstlerische Paris der 20er Jahre, das von einem Serienmörder heimgesucht wird. Was mich an den Büchern der Autorin immer so sehr fasziniert ist die wunderbare Sprache und der fließende, bildgewaltige Schreibstil, der mich wie eine Decke einhüllt, wärmt und in die Geschichten zieht. Britta Habekost versteht es perfekt, die Straßen von Paris und all ihre Figuren um uns herum entstehen zu lassen. Gleichzeitig ist dieses Buch nichts für Eilige, denn die Geschichte muss um uns herum entstehen, sie braucht Zeit und Raum, um sie richtig zu genießen und alle Facetten und Feinheiten zu erfassen. 

Dieser Kriminalroman ist ein historisch angesiedelter Krimi, mit durchaus beängstigen und grausamen Szenen. Hier wählt die Autorin aber nicht unbedingt das offensichtliche Grauen als Stilmittel, durch gekonnte Wortwahl überfällt uns Leser die Abscheulichkeit der Szenen eher unbemerkt und ist einfach plötzlich da, wie ein Schatten im Augenwinkel oder das Gefühl, beobachtet zu werden. Tatsächlich musste ich das Buch zwei Mal kurz zuklappen und über die Abscheulichkeit der Szenen nachdenken, bevor ich weiterlesen konnte. 

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sehr authentisch und ihre Verhaltensweisen nachvollziehbar. Sehr gut ausgebaut und vielschichtig und man kann als Leser auch eine Entwicklung feststellen. Allen voran finden wir unsere zarte Protagonistin Lysanne, die auf der Suche nach ihrer Schwester nach Paris kommt. Oder ist sie in Wirklichkeit gar nicht auf der Suche nach ihrer Schwester sondern nach einer ganz anderen, vertrauten Person? Sie trifft auf eine Gruppe surrealistischer Künstler und lässt sich, völlig fasziniert, in deren Bann ziehen. Die genannten Künstler sind real und zu recherchieren. So findet der interessierte Leser zum Beispiel sehr viele Informationen und Lektüre zu den Surrealisten des Buches und auch "Die Gesänge des Maldoror", um die es in diesem Buch geht, ist tatsächlich als Buch erschienen. 

Ich kann diesen Kriminalroman vorbehaltlos empfehlen.