Rezension

Dein Herz liegt hier vor Anker

Der kleine Laden am Strand - Julia Rogasch

Der kleine Laden am Strand
von Julia Rogasch

Bewertet mit 5 Sternen

….und dich immer daran erinnerst, dass dein Herz hier vor Anker liegt.!

Wieder mal ist es Julia Rogasch gelungen, alle Inselliebhaber von Sylt auf eine so bezaubernde, berührende Geschichte zu entführen und sämtliche Orte so typisch und detailgetreu zu umschreiben, dass man große Sehnsucht bekommt und sowohl Wind, Wellen, den Duft und die Eindrücke sofort wieder vor sich hat.

Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen und muss sagen, es begeistert mich immer wieder aufs Neue, wie vielfältig und gefühlvoll die jeweiligen Geschichten sind. Empfehlenswert ist es schon, die vorherigen Geschichten zu kennen, denn man findet immer wieder die jeweiligen Charaktere in den Geschichten wieder, die dann so unterschiedlich und doch dem jeweiligen Protagonisten angepasst sind.  Je nach dem, was die Hauptperson für ein Typ ist, und was sie erlebt hat, so gestaltet sich der Verlauf der Geschichte. Mal lustig und Funken sprühend, mal etwas trauriger und doch so unglaublich authentisch. 

Und ein süsses aber schönes Detail zieht sich durch alle ihre Geschichten: Honigmilch! Nicht nur, dass das Geschäft von Carla so heißt, nein diese Honigmilch hat bei allen eine ganz spezielle Bedeutung und das macht jede einzelne Geschichte so besonders und ist das spezielle Kennzeichen für Julias Erzählungen. 

In diesem Fall betrifft es Ebba, die Sylt liebt und dort ihre große Liebe getroffen hat, beide große Pläne hatten für Familie und einen gemeinsamen Laden,  doch leider hat Ebba durch einen unglücklichen Umstand die Insel verlassen und sich seither nicht mehr zurück getraut. Erst die Begegnung mit Carla und ihrer Schwester Marie locken sie wieder auf die Insel, denn Marie hat einige Geschäftspläne mit einem Sylter Hotel.  Allerdings entwickeln sich die Geschäftspläne ziemlich schwierig, der Hotelier verhält sich merkwürdig, sie bekommen merkwürdige und beängstigende Gespräche mit, werden bedroht, und natürlich bleibt es auch nicht aus, dass Ebba ihrem ehemaligen Freund begegnet. Doch scheinbar ist er liiert und Ebba ist gefühlsmäßig total hin und hergerissen.

Wenn diese Geschichte aufgrund Ebbas traurigem Erlebnis doch sehr zu Herzen geht, man des Öfteren mal Tränen in den Augen hat, weil man so sehr mitfühlt in den jeweiligen Situationen und diesen Zwiespalt so mitempfindet, und eine Begegnung mit einer jungen Frau und ihren beiden Kindern erst recht die Tränendrüsen öffnet, so hat man trotzdem einiges zu schmunzeln und zu lachen, gerade wenn Marie ihren Essdrang so richtig auslebt, was einfach zu herrlich ist.  

Ich  wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen, es hat mich sehr berührt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, einen Rückzugsort zu haben, wo man mal den Kopf frei kriegt, wer bis jetzt Sylt noch nicht kennt oder mag, wird es spätestens durch die so detailgetreuen Umschreibungen der Insel tun, ich habe mich wunderbar abgeholt gefühlt und meine Sehnsucht nach der Insel ist dadurch wieder geweckt. Ob es der wunderschöne Ort Keitum ist, das reiche Kampen, die jeweiligen bekannten Restaurants, Auszüge der Inselgeschichte, oder Sätze im Sylter Dialekt, die gerade auch eine spezielle Bedeutung für Ebba haben.

Aber auch Freundschaft und Zusammenhalt, in guten und in schlechten Zeiten, Schicksale, die einen Menschen umdenken lassen oder Emotionen, die ausgelöst werden, wenn man weiß, man hat einen Fehler gemacht, aber weglaufen ist einfach keine Lösung. Ganz besonders Tante Idas Gedanken und ein zu Herzen gehender Brief haben mich echt schniefen lassen und ich habe etliche Abschnitte geheult, aber das war es mir wert, denn wenn das der Fall ist, dann hat ein Buch das bewirkt, was ich mir erhoffe- ich fühle mich wie ein Teil der Geschichte, als stiller Beobachter und sämtliche Emotionen, Gedanken und Empfindungen treffen mich mitten ins Herz.

Ich kann nur sagen: Julia, danke für ein grandioses Meisterwerk- ich liebe Deine Bücher!