Rezension

Dem aktuellen Zeitgeist entsprechend

Die sieben Männer der Evelyn Hugo -

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 3 Sternen

Filmstar und Ikone Evelyn Hugo packt endlich aus! Sie erzählt einer Journalistin von ihrem Werdegang, ihren Filmen und was die Welt am meisten interessiert: Ihren Ehemänner! Denn das waren einige.

„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ wird an allen Ecken und Enden hochgelobt und ich kam nicht herum, mir selbst ein Bild von dem Buch zu machen. Gereizt hat mich an erster Stelle der Glamour des alten Hollywoods. Die Stars von einst finde ich faszinierend. Mir kommen sofort Glimmer, ausschweifende Partys und zehrende Dreharbeiten in den Sinn. 

Evelyn Hugo ist eine fiktive Schauspielerin, die im Hollywood der 1950er-Jahre ihre Karriere beginnt. Pikantestes Merkmal ist, dass diese Frau sieben Mal verheiratet gewesen ist. Die Welt brennt auf die Hintergrundgeschichten dazu, während die mittlerweile alte Frau schweigt. 

Journalistin Monique ergreift die Chance ihres Lebens, als sie die berüchtigte Evelyn Hugo interviewen darf. Nicht nur dass, der Star von einst bietet ihr an, ihre Lebensgeschichte zu schreiben. Und so ergibt es sich, dass Evelyn Hugo ihre Geschichte und die ihrer sieben Männer endlich erzählt.

Vielleicht bin ich aufgrund der hohen Bewertungen mit falschen Erwartungen an den Roman gegangen, denn ich kann mich dem allgemeinen Jubel nur bedingt anschließen.

Die zentralen Themen sind äußerst populär und Autorin Taylor Jenkins Reid schließt am jetzigen Zeitgeist an. Meiner Vermutung nach liegt darin der Grund, warum das Werk so gefeiert wird. Wichtige Themen werden aufbereitet, in eine betörende Geschichte verwoben, die zeigt, dass diese aktueller denn je geworden sind.

Vermisst habe ich Tiefe. Meinem Empfinden nach bleibt die Autorin an der Oberfläche. Wäre der Hintergrund nicht dermaßen aktuell, würde dem Roman einiges an Substanz fehlen, weil er großteils ziemlich langweilig ist. 

Evelyn Hugo erzählt von ihren Ehemännern, einigen Spitzen ihrer Schauspielkarriere, wozu unter anderem die Verleihung des Oscars zählt, und wie ihr das Leben mitgespielt hat. 

Für den Leser oder die Leserin war das aufregende Geheimnis, die Spannung, um die Figur rasch gelüftet. Danach zieht sich der Roman mit jedem weiteren Mann und der Motivation dahinter in die Länge, bis es am Ende zwei emotionale Szenen gibt, die mich berührt haben.

Es fehlte mir an Substanz, Tiefe und Raffinesse. Denn außer der Protagonistin selbst bleiben die Figuren um sie herum blass, was kaum auffällt, weil Hugo in all ihren Facetten als strahlender Hollywood-Stern blendet. 

Schlimm fand ich, dass ständig berichtet wurde, welche Kleidung jemand in welcher Situation trug. Es wird nicht in die Szene selbst eingeflochten, sondern knallhart aufgezählt. Laufend heißt es „Er trug“, „Sie trug“ oder „Ich trug“ was mir nach einiger Zeit immer häufiger auf die Nerven ging. 

Gefehlt hat mir zudem der Glanz von Hollywood. Es gibt wenig Einblicke in das Schaffen der einstigen Stars und die Geschichte konzentriert sich auf Evelyns private Lebens- und Liebesgeschichte.

Der Erzählstil ist distanziert gehalten, was ausgezeichnet zum Charakter der Hauptfigur passt. Gefallen haben mir außerdem die Erzählstimmen der Audioversion, weil die Klangfarben und Stimmlagen perfekt mit Situation und Figuren harmonieren. 

Gern hätte ich dem Roman mehr abgewonnen, mich von ihm in die Tiefe ziehen und vom glanzvollen Hollywood blenden lassen. Leider hat das für mich nicht ganz geklappt, obwohl ich der Geschichte von Evelyn Hugo gerne gelauscht habe.