Rezension

Der „Donnerstagsclub“

Die Spionin der Charité - Christian Hardinghaus

Die Spionin der Charité
von Christian Hardinghaus

Bewertet mit 5 Sternen

Lily Kolbe trägt ein großes Geheimnis in ihrer Seele. Sie gehörte dem ´Donnerstagsclub´an. Eine unbekannte Wiederstandsgruppe die ihren Mittelpunkt in der berühmten Berliner Charité hatte. Und mit ebensolchen berühmten Persönlichkeiten wie Prof. Sauerbruch oder Neumann und Wetterstein und einigen anderen das Fundament dafür bildete.

Lily hatte den Auftrag Fritz Kolbe zu bespitzeln. Daraus entwickelte sich aber ihre richtige und einzige große Liebe sowie das Vertrauen gemeinsam mit dem Wiederstand zusammen zu arbeiten. 

Nach einiger Zeit kommt die Gestapo der Sache auf die Spur und bringt alle Mitglieder unter Druck. Gibt es einen Maulwurf unter den Mitgliedern? Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Chef des Sicherheitsdienstes angefixt, die Charité persönlich zu bewachen. Alles arbeitet in dieser schwierigen Zeit wie auf Messers Schneide.

30 Jahre später muss Lily Kolbe ihr Gelübde brechen und der Nachwelt von „ihrem Donnerstagsclub“ erzählen. Diese Geschichte muss aus ihr raus, sonst explodiert sie und die Menschen müssen erfahren wie hart damals dafür gearbeitet wurde, das Nazi-Regime zu putschen. Zuhörer wird der Reporter Bauer aus den USA. Er hört sich jedes Detail an was Lily zu sagen hat. Von Anfang bis Ende. Aber sie ahnt noch nicht das dabei ein falsches Spiel gespielt wird und ihr Leben dabei in Gefahr ist.

 

Christian Hardinghaus hat den Roman „Die Spionin der Charité" verfasst und damit ein Stück Zeitgeschichte auf Papier festgehalten. Sein Schreibstil ist dabei unheimlich rein und selbstbewusst. Er beginnt die Geschichte mit der Zeit 1974 und mit Lilys Alltagsgedanken. Wir tauchen tief in ihre Seele und erfahren dabei auch schon einiges zum Donnerstagsclub und dessen Weggefährten. Wir erfahren aber auch, das ihr „neuer“ Freund die große Martini-Flasche ist. Aber in ihrem Kopf ist alles klar und deutlich. Ihre Zeit damals in der Charité wird uns rasch näher gebracht. Hardinghausens bildhafte Beschreibungen tragen dazu bei, dass das Kopfkino ununterbrochen läuft. Nachdem der Reporter bei Lily eintrifft geht die Reise zurück in Vergangenheit los und wir reisen in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Hardinghaus wechselt sehr gekonnt dabei immer wieder die Zeitebenen und hält die Geschichte sehr flüssig am laufen. Ein wenig irritiert haben mich die Namen der Protagonisten. Hardinghaus verändert aus Prinzip einige Namen. In meine Augen ist das nicht notwendig, denn jede reelle Figur von damals hat doch genug zu erzählen und hat es auch verdient beim Namen genannt zu werden. Bei einigen speziellen Personen wie Sauerbruch oder de Crinis bleibt er bei der Realität. Hardinghaus vermischt die Realität von damals immer wieder mit fiktionalen Geschichten die aber, zum Teil, sehr ähnlich abgelaufen sein müssen. Somit bleibt die Geschichte mehr als spannend aber sie zeigt auch, wie krank die damalige Zeit damals war. Vieles ist jedem von uns bekannt aber es gibt Themen und Geschichten die selten oder auch bewusst ausgeklammert werden. Die Charité hatte auch ihre schwarzen Stunden. Wenn Professor Sauerbruch und seine Mitglieder vom Donnerstagsclub nicht gewesen wären, wäre es für das Krankenhaus noch dunkler geworden als ohnehin schon. Hardinghaus hat ein unheimlich starkes Gespür für diese Geschichte aufgebracht. Jede Seite fliegt so beim lesen dahin. Wir lernen die Menschen kennen und blicken hinter ihre Fassaden. Wir bekommen Einblicke in den Klinikalltag damals und auch in das Verhalten der damaligen NS-Funktionäre. Es ist grausam und erschreckend zu lesen, wie damals mit Menschen umgegangen wurde, aber es ist unheimlich bewundernswert, dass es Menschen wie Kolbe oder Sauerbruch gab, die ihre Stellung und ihr Leben für den Wiederstand eingesetzt haben. Sie wollten das Ende des Krieges und den Frieden für die Menschen. Sie wollten Hitler entmachten. Stauffenberg, ein Freund von Sauerbruchs Sohn, hatte dabei auch seine Finger mit im Spiel...das Attentat in der Wolfsschanze auf Hitler kennen wir alle.

Es ist extrem bemerkenswert, was damals so entstand, und im Geheimen arbeiten konnte. Wir können stolz sein auf diese Personen und uns mal vor Augen halten, das wir aufstehen müssen und etwas tun müssen, wenn uns etwas nicht passt. Es bringt nichts einfach alles nur auszusitzen...

Hardinghaus hat ein Stück Zeitgeschichte sehr gut greifbar gemacht! Dieses Buch erhält eine klare Leseempfehlung!