Rezension

Der Fluss setzt seinen Weg zum Meer fort ....

Der Strom des Lebens -

Der Strom des Lebens
von Simone Dorra

Bewertet mit 5 Sternen

Vikram Sandeep hat die Leitung seines Waisenhauses, dem "Haus des Friedens" in die Hände eines seiner Zöglinge gelegt und möchte nun seinen Lebensabend zusammen mit seiner Familie und seinem Nenn-Bruder Raja Sharma genießen, doch das Leben im krisengeschüttelten Kashmir lassen die Familie nicht zur Ruhe kommen ....

Mit der "Der Strom des Lebens" , dem siebten und finalen Band findet die Kashmir-Saga um zwei befreundete Familien und ein außergewöhnliches Waisenhaus, das "Haus des Friedens" seinen krönenden Abschluss. Der Satz "Der Fluss setzte seinen Weg zum Meer fort, ob das Rad der Mühle gebrochen ist oder nicht.." gibt eigentlich auch die Essenz dieser bemerkenswerte Reihe wieder, in dem der Strom des Lebens von keinem Ereignis, sei es noch so schön oder furchtbar, unterbrochen wird - es geht immer weiter!

Da auch dieser Band anfangs wieder eine geschickte kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse in die aktuelle Handlung beinhaltet und es ein umfassendes Personenverzeichnis am Ende gibt, können auch Neueinstieger in die Serie mit diesem siebten Band der Saga etwas anfangen, doch sie verpassen die wunderbaren Geschichten aus den vorherigen Bänden.

Der flüssige Schreibstil und die hoch emotionale Geschichte zieht die Leser*Innen in ihren Bann und so sind die knapp 600 Seiten eines ungewöhnlichen Formates auch schneller gelesen, als einem lieb sein kann! Auch dieser Band strotzt nur wieder von Schönem: Liebe, Beziehungen, Freundschaften, Vertrauen und Zusammenhalt, aber auch Grausamen: Terror und Tod, Korruption und Hinterhältigkeit in der Region des Himalyas, die vor allem durch ihre Vielfältigkeit und Schönheit und leider auch Unruhen ausgezeichnet ist. Die beiden Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner scheuen sich nicht, die Probleme Kashmirs und ihre Auswirkungen auf die Bewohner zu benennen und so ist natürlich manches Drama vorprogrammiert. Trotz allem gelingt es ihnen, dabei nie ins Kitschige abzugleiten und die großen Bollywood-Schinken begegnen uns Lesern nur in den Filmen und Liedern, die die Waisenhaus-Bewohner zitieren. Die zahlreich verwendeten Bezeichnungen in den verschiedenen in Kashmir genutzten Sprachen sind in einem Anhang erklärt, so dass einiges Blättern erforderlich ist.

Im Roman wechseln sich hochspannende Passagen mit eher ruhigen, aber sehr informativen und anschaulich beschriebenen Ereignissen ab und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie die einzelnen Dramen ihre Auflösung finden - authentisch, leider nicht immer positiv.

Besonders berührt hat mich diesmal die Beschreibung der Frauenschicksale in Indien, die oftmals ausschließlich zur Produktion eines männlichen Erbens benutzt werden und unter furchtbaren Bedingungen nicht selten in den Selbstmord getrieben werden.

Die mehrdimensional angelegten Figuren lösen in den Leser*innen starke Emotionen aus und schnell hat man das Gefühl, alle persönlich zu kennen, entwickelt Vorlieben und Abneigungen. Und immer liegen Freud und Leid dicht beieinander.

Ich kann einfach nur fünf Sterne vergeben und empfehle jede*r Leser*In , sich einfach die gesamte Kashmir-Saga zu gönnen. Und ich hoffe darauf, dass dieses tolle Autorinnen Duo uns bald wieder mit einer neuen Geschichte aus fremden Landen überrascht!