Rezension

Der Judaskuss

Der Judaskuss - Anna Grue

Der Judaskuss
von Anna Grue

Bewertet mit 4 Sternen

~~Ein Wiedersehen mit Flemming Torp und Dan Sommerdahl, dem "kahlköpfigen Detektiv". Letzterer ist eigentlich von Haus aus Werbetexter, ein sehr erfolgreicher sogar, der aber nach einem beruflichen Burnout - praktisch als Therapie - bereits im ersten Buch Anna Grues sehr erfolgreich ermittelt hat. Nicht immer zur Freude seines Freundes bei der Kriminalpolizei. So ist dieser auch diesmal nicht gerade begeistert, als sich herausstellt, dass es zwischen einem Fall von Heiratsschwindel, an dem Dan gerade arbeitet, und einem erschlagenen jungen Mann Verbindungen zu geben scheint. Dan hat den Fall eigentlich nur seiner Tochter zuliebe angenommen, denn die Betroffene ist deren Lieblingslehrerin, kniet sich aber spätestens dann mit vollem Elan und sehr eigenmächtig in die Sache hinein, als klar wird, dass die Lehrerin nur eines von vielen und bei weitem nicht das am schlimmsten betroffene Opfer ist. Konfrontationen zwischen Flemming und Dan sind vorprogrammiert und werden von der Autorin genüsslich als Kampf zweier Alphamännchen miteinander seziert. Überhaupt weiß Anna Grue in ihrer Personen- aber auch Umgebungsschilderung so manche kleine Garstigkeit unterzubringen. Besonders Dan Sommerdahl wird mit einigem Augenzwinkern mit all seiner Eitelkeit und seinen Schwächen vorgeführt. Trotzdem herrscht in dem Buch eine große menschliche Wärme. Auch die Bösewichter haben ihre menschliche Seiten, sind vor allem durch ihr Leben in einer ziemlich unerbittlich fundamentalistischen christlichen Gemeinde arg beschädigt. Brutalität und Action sind angenehm selten. Anna Grue erzählt uns die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, mit zeitlichen Rückblenden, bei denen die ein oder andere vielleicht etwas zu ausführlich gerät. Trotzdem hält die Autorin die Spannung. Der Krimi ist gut gebaut und spielt hin und wieder mit den typischen Klischees des Frauenkrimis, erfüllt diese aber zum Glück nicht. Anna Grue erzählt sehr atmoshärisch und lädt damit zu einigen gemütlichen Lesestunden auf dem Sofa ein.