Rezension

Der Koch der Todgeweihten erzählt

Das letzte Mahl -

Das letzte Mahl
von Karla Zárate

Bewertet mit 5 Sternen

Die Strafanstalt Allan B. Polunsky Unit in West Livingston, Texas, sucht einen Koch für die Gefangenen. Was John Guadelupe Ontuno, der sich beworben hat und der den Job dann auch bekommt nicht weiß: Er ist für die Henkersmahlzeit der Todeskandidaten zuständig. Genauso hat er die kulinarischen Wünsche der Chefetage zu erfüllen und auch das restliche Personal wird von ihm bekocht. Sein erster Abgang, den er nie vergessen hat war Häftling 43, der mit einer Schaufel seinen Arbeitgeber erschlagen hat. Alles läuft bestens für John – bis zu dem Tag an dem der am längsten im Knast sitzende Ryan Gómez, der nun endgültig hingerichtet werden soll, keinen Essens- sondern einen anderen ganz speziellen letzten Wunsch / Befehl äußert. Ab da heißt es dann sein Leben oder das von…

Wem es da ans Leben gehen soll, das müsst ihr beim Lesen selbst heraus finden.

Mir hat dieser zweite Roman von Karla Zárate in der Übersetzung von Daniel Müller sehr gut gefallen. Der Erzählstil ist leicht und locker, manchmal mit einer kleinen Portion Humor gespickt. John Guadelupe erzählt aus seinem Leben, ich lerne seine Familie kennen und seinen neuen Arbeitsplatz die Küche mit seinem Personal, 2 Männer und drei Frauen. Ich erfahre etwas über Anthropophage (Kannibalismus), kenne nun das Geheimnis der Küchenhilfe Tiwa (was ja nun keines mehr ist) und bin bei einer Predigt von Reverend Peter O´Neill aus Houston dabei. Witzig finde ich auch den Mäusestrategieratgeber, den John immer mit sich herum schleppt und aus dem ich immer wieder kleine schlaue Sprüche zu lesen bekomme, die gekonnt in den Text eingearbeitet sind.

Ich lerne auch verschiedene Menschen kennen, die alle irgendwie mit der Haftanstalt verbandelt sind. Personalleiter Giovanni Bosco, der mit den Gefangenen Geschäfte macht; Direktor Brown, ehemaliger verdeckter Ermittler, der am liebsten Jack Daniel´s trinkt oder die aus der Schweiz stammende Kriminalpsychologin Dr. Rosemarie Baier, die sich der Resozialisierung der Täter verschrieben hat. Dank der Beschreibungen konnte sich mein Kopfkino ein gutes Bild von ihnen machen.

Sehr interessant finde ich die Einblicke in den Tagesablauf hinter den Gefängnismauern, wo die Gefangenen nur mit einer Nummer oder ihrem Vergehen angesprochen werden. Das Thema Todesstrafe mit dem Für und Wider kommt auch immer wieder zur Sprache. Das ist ein Thema über das ich stundenlang diskutieren könnte.

Eine tolle Geschichte, die ich wegen ihrer Vielseitigkeit und ihrer vielen Informationen ab der ersten Seite genossen habe und die von mir eine klare Leseempfehlung bekommt.