Rezension

Der lange Weg zur Selbst-Liebe

Hässlichkeit
von Moshtari Hilal

Cover und Gestaltung:

Frau Hilal hat ihr Foto beinahe zerstört. Es trägt Runzeln und Knicke. Und doch ist es stabil. Sie hat es in die obere Hälfte des Bucheinbandes "geklebt". Im Inneneinband taucht dasselbe, diesmal skizziert verfremdet, überdimensiert, schräg platziert auf.

Thema und Geschichte:

Moshtari fügt der Realität surreale Elemente bei.
Zu Familienfotografien und künstlerischen Selbstporträts stellt sie Bilder aus Geschichtsbüchern und Sozialen Medien wie TikTok und Instagram. Im Text wechselt sie zwischen dem Blick in die Vergangenheit, Analyse der heutigen Gesellschaft, Gedichten und persönlichen Erzählungen. Wie bei ihren stark bearbeiteten Fotografien vermischt sie im autobiografischen Text Fakt und Fiktion, addiert zur Realität immer wieder surreale Elemente.

Inspirierende Lieblingsstellen:

Fanbriefe: Seite 109/110. Gewalt gegen Mutter, Seite 156: deren Liebe zur Tochter, Seite 14. Seite 132: Leid + Glanz-Zeit der Liliputanerin J. Pastrana.

Schreibstil:

Gedicht-Form abwechselnd mit stillen Gedanken oder Gebeten (Seite 173), aufgelockert durch übertrieben abgewandelte Bleistift-Skizzen oder Fotografien aus der Kindheit (Ponyreiten, Seite 138)
Sie hat zwei Schwestern, verbrachte etwas Zeit mit der Halbtante.

Gefallen die Figuren:

Immer wieder obsessiv ist Behaarung, kollektives Entfernen der Haare unter Schmerzen, das Problem, um das ihre Gedanken kreisen. Alle Frauen der Familie folgen dieser exzessiven Tradition. Schneiden und Rupfen.
Dazu stört die Nase. Mir gefällt deine Nase nicht. Ein Teufelskreis aus dem sie schließlich ausbricht.

Sind sie authentisch:

Moshtari schildert gängige Praktiken aus Afghanistan. Alles für den Mann.
Der Onkel hört Schreie. Die Pinzetten werden versteckt.
Ist das schon Selbstverstümmelung. Narben von der Rasur. Sie sehnt sich nach der bedingungslosen Liebe eines Gefährten mit Haut und Haar.

Deshalb ist das Buch interessant:

Schönheitschirurgie und Epilation als Foltermethoden oder als arglistige Täuschung. Spätestens bei der Geburt eines Kindes offenbart sich das Erbmaterial. Wer schön sein will, muss leiden.

die Autorin an sich:

Kabul, Afghanistan ist ihre Heimat. Sie hat in Europa studiert.

andere Werke:

Selbstporträts/Malerei

Meinung und Kritik:

In fünf Kapiteln hadert Frau Halil vor allem mit ihrem Gesicht.
Sie möchte gesehen aber nicht kritisiert oder verurteilt werden. Ein geschätzter Teil der sozialen Medien sein.

Empfehlung für andere Leser*innen:

Hässlichkeit, Hass, Selbsthass, Bodyshaming, Eigenbild und Fremdbild sind kein leichtes Sujet.

kleines Fazit:

Ein geliebter Mensch ist schön auch wenn er/sie von der Norm abweicht. Vor sich selber kann man nicht davonlaufen, also sollte man unbedingt lernen mit sich positiv auszukommen. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.