Rezension

Zu viel Bias, zu wenig Tiefe

Hässlichkeit
von Moshtari Hilal

Bewertet mit 3 Sternen

"Hässlichkeit" beginnt vielversprechend. Der Grund für die Entstehung dieses Buchs ist offensichtlich persönlicher Natur und das merkt man an vielen Stellen. Gleichzeitig versucht das Werk das Konzept der Hässlichkeit aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Auf diese Weise ist eine komplexe Mischung aus persönlichen Erlebnisberichten, informativen Sachtexten, Gedichten und Bildern entstanden.

Diese Mischung, durch die das Lesen des Buchs interessanter wird, sorgt für zu viel Ausschweifung in die Breite. Es werden zu viele Themen durcheinander angeschnitten, ohne angemessen in der Tiefe behandelt zu werden, einige andere wichtige Themen werden jedoch fast ganz weggelassen. So kommen Divergenzen zwischen Mann und Frau, das Gewicht als Faktor oder die Entwicklung der Schönheitsideale im Laufe der Zeit sehr wenig zur Sprache. Stattdessen wird sehr viel über die Nase und Körperhaare geschrieben und das hat offensichtlich sehr persönliche Gründe.

Generell enthält das Buch mehr persönliche Abrechnung und verletzte Gefühle als nötig. Es hat etwas Narzisstisches an sich, da immer wieder die eigene Nase und die eigenen Körperhaare in den Vordergrund gerückt und rechtfertigt werden. Dabei ist eben diese Rechtfertigung nicht nötig, man ist eben wie man ist. Gleichzeitig neigt die Autorin dazu - obwohl sie selbst offensichtlich über Äußerungen zu ihrem Aussehen verletzt ist -  die Physiognomie anderer stets in den Vordergrund zu rücken. Es entsteht so der Eindruck, als würde die Autorin glauben, dass blonde und helle Menschen keinen Hass aufgrund ihres Aussehens erfahren und keine Hässlichkeit kennen.

Zum Teil geht die Autorin ganz kurz auf Themen ein, von denen sie offensichtlich nicht besonders viel Verständnis hat, die aber aktuell und hip sind. Das fehlende Verständnis wird mit komplexer Ausdrucksweise kaschiert und das Thema wird direkt fallen gelassen, ohne adäquat behandelt zu werden.

Insgesamt ist "Hässlichkeit" ein netter Versuch, der durch zu viel persönliches Interesse gescheitert ist. Ich wünschte mir, die AUtorin hätte das Thema entweder auf eine Sache fokussiert und diese dann durch und durch behandelt, oder hätte eine wirklich umfassende Breite erreicht. Beides ist nicht der Fall.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. Oktober 2023 um 11:41

Kann man so sehen. Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass jemand das Thema überhaupt einmal anpackt.