Rezension

Der Schrecken der Nordmänner

Furor Normannicus -

Furor Normannicus
von Günter Krieger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Reiterhorden der Ungarn, die heute das Reich bedrohen und plündernd und mordend durch das Land ziehen – was sind diese Wilden im Vergleich zu den Nordmännern, die uns vor einem halben Jahrhundert glauben ließen, unser Ende stünde bevor?...“

 

Diese Worte des Mönches Theodorus leiten eine spannende Geschichte ein. Er erzählt im Rückblick, was 50 Jahre zuvor geschah. Das eigentliche Geschehen beginnt im Jahre 875 n. Chr.

Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Er wendet sich dabei einem Ereignis zu, das sonst wenig thematisiert wird: das Vordringen der Wikinger im Rheinland bis Köln.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen berichtet Theodorus aus seinem Leben. Dieser Teil wird kursiv wiedergegeben. Zum anderen lerne ich Uta in einem kleinen Dorf in der Eifel kennen.

Die 12jährige Uta ist mit ihrer Freundin Rotrut unterwegs. Während Uta auf die Freundin wartet, die sich mit Grifo trifft, in den sie verliebt ist, begegnet sie auf Roland von Altenburg, den Sohn des Gaugrafen.

 

„...Du bist die Tochter des Bauern Wernar, der sich seit Jahren weigert, meinem Vater seinen Hof zu verkaufen...“

 

Als Roland zudringlich wird, scheuert ihm Uta eine. Das sollte weitreichende Folgen haben. Doch fünf Jahre lang passiert erst einmal nichts.

Der Schriftstil ist ausgereift. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben, die Personen ausreichend charakterisiert. Uta ist eine kecke und selbstbewusste junge Dame. Doch nach der Begegnung mit Roland stellt sie fest, dass sie eine besondere Gabe hat. Das macht ihr Angst.

Wie obiges Zitat schon andeutet, ist es das Bestreben des Adels, den letzten freien Bauern ihre Höfe zu nehmen. Wer sich weigert, muss mit Repressalien rechnen. Hinzu kommt nun, dass Roland wie vernarrt in Uta ist. Er will die junge Frau unbedingt in seine Gewalt bringen.

In dieser Zeit der inneren Auseinandersetzungen entwickelt sich die Bedrohung durch die Wikinger Das schwache Karolingerreich hat ihnen nicht viel entgegenzusetzen. Der Adel nutzt das gekonnt für seine Zwecke. Damit lassen sich die Aufmüpfigen Bauern in Schach halten.

Nach dem Tod des Vaters flieht Uta mit ihren Bruder Hugo und den Knecht Arbo. Nur Arbo weiß, was wirklich passiert ist. Sie sind nicht die einzigen, die unterwegs sind. Die Menschen erhoffen sich Schutz in den großen Städten. Für viele ist Köln das Ziel. Die Wanderung ist beschwerlich.

Als ein gelungenes Stilmittel wirken für mich die kursiv wiedergegebenen Gespräche zwischen Uta und ihrer toten Freundin Rotrut. Dadurch lerne ich Utas innere Zerrissenheit kennen und ihren seelischen Kampf um die richtigen Entscheidungen.

Während ich durch Uta mit Einzelschicksalen konfrontiert werde, ermöglicht mir Theodorus einen Blick auf das große Ganze.

 

„...Sowohl Aachen als auch Jülich gingen in Flammen auf. Ein verhängnisvoller Irrtum war es gewesen, zu glauben, der alte Glanz der Karolinger könnte sie davon abhalten...“

 

Theodorus hat sich auch mit den Glauben der Nordmänner beschäftigt und vermittelt ihn mir als Leser.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.