Rezension

Der Thron von Valean

Das Lied der Sonne - Jennifer Wolf

Das Lied der Sonne
von Jennifer Wolf

Bewertet mit 2.5 Sternen

Das Lied der Sonne

Lanea genießt es, jeden Morgen mit den Stammesmitgliedern und ihrer besten Freundin, der Häuptlingstochter, am feinen Sandstrand die Sonne zu begrüßen. Doch von einem Tag auf den anderen ändert sich alles. Der zukünftige Großkönig ruft zur Brautschau und Lanea reist als falsche Prinzessin an den Hof. Hier lauern Intrigen und tödliche Verschwörungen - und mittendrin Prinz Aaren, dessen sanftmütige Augen Laneas Herz zum Flattern bringen. Doch seine Liebe darf sie nicht gewinnen...

 

Meine Meinung

Jennifer Wolfs Jahreszeiten-Reihe ist in der Bücherwelt mittlerweile ein Muss für viele Leser, um das man nicht herumkommt. Morgentau gehört zu meinen Lieblingen im Romantasy-Genre, das ich gleich mehrmals verschlungen habe - deswegen habe ich zusammen mit vielen anderen ihr neues Buch gespannt erwartet. Und Das Lied der Sonne kann sich zumindest rein äußerlich definitiv sehen lassen - das schlichte dunkle Cover mit geheimnisvollen Blüten passt sehr gut zu dem Titel und der Stimmung des Buches und macht sich sicher sehr gut in jedem Bücherregal. Leider leider, kann ich das nicht von dem gesamten Buch behaupten.

Aber zuerst zu meinen Pluspunkten: Jennifer Wolf ist ihrem Schreibstil treu geblieben und schreibt immer noch mit einer sehr bildlichen, leichten Sprache. Vor allem Palilan, Laneas Heimat, hat es mir in diesem Buch besonders angetan – anders als erwartet ist das Land kein Königreich, sondern wird von einem Stamm samt Häuptling bevölkert. Jeden Morgen begrüßen sie gemeinsam die Sonne, die sie für sich als heilig betrachten, und leben ein zurückgezogenes Leben als „Wilde“, abgeschottet vom Rest des Großkönigreichs. Palilan scheint ein geradezu magischer Ort zu sein, an dem man sich als Leser ebenso wohl fühlt, wie die Figuren es tun. Ich war traurig, als Lanea es schließlich verlassen musste.

Mit der Reise Laneas an den Hof des Königs in der Stadt Kingsplains ging die Handlung dann allerdings leider bergab. Als Einzelband muss Das Lied der Sonne seine Handlung auf knapp 400 Seiten quetschen und das merkt man vor allem bei der Darstellung des Reichs Valean – Laneas Reise durch das Land, die die Missstände im Reich darstellen soll, ist kurz, abgehackt und voller unwichtiger Episoden, die einfach in den Raum geworfen werden. Es werden immer wieder Figuren bekannt gemacht, die später kaum eine Rolle mehr spielen und man hat als Leser kaum Zeit Mitgefühl mit den Einwohnern zu entwickeln, da ist Lanea schon in Kingsplains angekommen und im prunkvollen Palast verschwunden. Ähnlich läuft es dann immer wieder – es werden Figuren und Szenen eröffnet, kleine Nebensächlichkeiten, die Lanea erledigen muss, aber sie werden ohne Bezug in den Raum geworfen und nie wieder aufgegriffen. Würde man die ganzen nebensächlichen Szenen des Buches rausnehmen, wäre es sicher nur noch halb so dick und hätten mehr Platz für wichtige Dinge gelassen. Immer wieder erhofft man sich eine Intrige zu erspähen, eine „tödliche Verschwörung“, wie sie im Klappentext genannt wird, aber bei so vielen Handlungsalternativen wird keine richtig genutzt. Dadurch werden die Charaktere vorhersehbar und langweilig, während man nicht ganz versteht, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen soll – ein Spannungsbogen wurde durch die vielen unnötigen Szenen leider nie kreiert.

Ebenso plötzlich und in den Raum geworfen, wird die Liebesgeschichte zwischen Lanea und Aaren. Anders als im Klappentext, wird Aaren immer wieder mit „leeren Augen“ beschrieben, in die sich Lanea von 0 auf 100 in wenigen Sekunden verliebt. Für ihre plötzliche Zuneigung füreinander wird nie eine Erklärung gefunden, weshalb ich mich mit ihrer Liebesgeschichte nie wirklich anfreunden konnte. Erst zum Schluss hin, wurden die beiden angenehmer.

Lanea alleine ist ein starkes, hilfsbereites Mädchen, das jederzeit für ihre Freunde eintreten würde. Am Anfang passte sie noch sehr gut in die Geschichte, aber je mehr Zeit verging, desto außergewöhnlicher wurde ihr Talent, die wichtigen Szenen des Buches zu verpassen – im Nachhinein wäre ein Buch aus Aarens Sicht deshalb sicher wesentlich spannender, da er in meinen Augen sowieso der interessantere Protagonist ist.

Das Ende das Buches war dann leider wie erwartet recht kurz und für meinen Geschmack zu arrangiert. Es blieben eine Mengen Fragen und Szenen offen, während schließlich noch ein schönes Fantasyelement beigefügt wurde – allerdings so nachträglich, dass es mehr wie eine fixe Idee, als ein geplantes Element wirkte.

 

Fazit

Das Buch lässt sich mit einem Wort beschreiben: Nett. Man kann es durch den guten Schreibstil flüssig lesen und muss sich nicht ständig durch die Seiten kämpfen, aber die Geschichte war noch sehr unausgereift und voller loser Handlungsstränge, die nie richtig verbunden wurden. Ich bin ein wenig enttäuscht, würde aber trotzdem noch zu seinem anderen Buch von Jennifer Wolf greifen und hoffen, dass sie den Zauber von Morgentau wieder aufgreifen kann. Von mir gibt es für das Buch 2,5 Sterne.