Rezension

Der Weg nach Hause durch die Hölle

Black Mamba Boy - Nadifa Mohamed

Black Mamba Boy
von Nadifa Mohamed

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Leben hier ist zu hart, jeder schaut sehnsüchtig zum Horizont, aber eines Tages, inshallah, wirst du sehen, wie groß die Welt ist“
Das sagt die alte Jinnow zu Jama, als er nach dem Tod seiner Mutter bei ihrem Stamm Unterschlupf sucht, aber keinen rechten Sinn in seinem Leben sieht.
Er ist 11 Jahre alt, allein und mittellos in einer erbarmungslosen Welt.

In den 30er Jahren haben weiße Kolonialmächte in Ostafrika die Herrschaft übernommen. Die Einheimischen waren plötzlich nur noch „Wilde“, wurden in Reservate gesperrt, als Dienstboten beschäftigt oder als Handlanger und Kanonenfutter beim Militär eingesetzt. In den Städten herrschte bitterste Armut unter der schwarzen Bevölkerung. Jeder kämpfte ums Überleben und war sich dabei selbst der Nächste.
Noch dazu stritten sich Engländer und Italiener um die eroberten Gebiete. Krieg um die Kriegsbeute.

Jama möchte seinen Vater finden, der irgendwo im Sudan sein soll, viele hundert Kilometer weit weg. Dazu wandert er durch trostlose Gegenden, nimmt Gelegenheitsjobs an, hungert, hat Zusammenstöße mit faschistischen Militärs, ab und zu hat er aber auch Glück und trifft hilfreiche Menschen.

Plastisch und in wunderschöner Sprache erzählt hier Nadifa Mohamed die Geschichte ihres Vaters, der unendlich viel ertragen musste, bevor er ein zu Hause fand. Man bekommt das Leid und die Grausamkeiten sehr deutlich vor Augen, die Jama erlebte. Gleichzeitig hat man einen Eindruck vom Leben in Ostafrika zu jener Zeit, als traditionelle Stammesstrukturen zerstört wurden und trotzdem im Untergrund Gültigkeit hatten, als die Einheimischen versuchten ihren Glauben und ihre Traditionen mit dem neuen Regime in Einklang zu bringen, obwohl sie die europäische Lebensweise nicht verstehen konnten.

Dieses Buch ist erschütternd und sehr traurig. Es verströmt aber auch den Duft von Afrika: Sonne, Mythen und Trommelklänge treffen auf Krieg, Brutalität und Faschismus.
Eindrucksvoll und sehr lesenswert.