Rezension

Die andere Seite

Einfach Freunde - Abdel Sellou

Einfach Freunde
von Abdel Sellou

Bewertet mit 2 Sternen

In "Ziemlich beste Freunde" hat er die Zuschauer verzaubert – jetzt erzählt Abdel Sellou, das reale Vorbild für den Pfleger Driss, zum ersten Mal seine eigene Geschichte.
„Letztes Jahr sind Philippe und ich die Helden eines fabelhaften Films geworden: Ziemlich beste Freunde. Plötzlich will jeder mit uns befreundet sein! Alles, was die beiden im Film machen – Verfolgungsjagden im Luxusschlitten, Gleitschirmfliegen, Nachtspaziergänge durch Paris –, haben wir wirklich erlebt. Aber da ist noch viel mehr …“
Mit einem Nachwort von Philippe Pozzo di Borgo. (von der Ullstein-Verlagsseite kopiert)

Nachdem die Autobiographie Philippe Pozzo di Borgos mit zunehmendem Widerwillen zu Ende gelesen (gehört) hatte, wollte ich mir die andere Seite der Ziemlich besten Freunde ansehen.
Was ich erwartet hatte: Einen relativ simpel geschriebenen autobiographischen Bericht über das Lebens des Mannes, der im Film „Driss“ heißt. Ich habe bekommen, was ich erwartet habe. Nicht mehr und nicht weniger.

Sellou stellt sich proportional genau umgekehrt dar wie sein Arbeitgeber (Freund): Während Philippe sein Schicksal, seine Trauer um die verstorbene Ehefrau und sein Leiden – so schlimm es auch sein mag – auf einen Sockel steht und seinen Jammer betrachtet, scheint Sellou sein eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen und sich von dem Philippes bescheinen zu lassen.
Hätte ich den französischen Originaltitel gelesen, hätte ich eher geahnt, um was es dem Autor geht: Tu as changé ma vie - Du hast mein Leben verändert.
Abtragung von Schuld durch eine öffentliche literarische Danksagung?

Inzwischen scheinen beide ihr mehr oder weniger gemeinsames Leben gut zu vermarkten. Nach Film und grundlegenden Biographien ist 2012 ein zweites Buch von di Borgos erschienen. Ob dies das letzte sein wird?
Ich hoffe, dass sich kein Regisseur findet, um „Ziemlich beste Freunde 2“ zu drehen…