Rezension

Die Autorin hat Potential, muss sich aber noch etwas weiter entwickeln

So schreibt man Liebe - Kate Clayborn

So schreibt man Liebe
von Kate Clayborn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eher 3,5 Sterne 

Es gibt Potential. Deshalb ist die Geschichte für mich auch kein Flop, ich habe tatsächlich insgesamt gerne darin gelesen. Gleichzeitig hat der Roman aber eben auch einige Schwächen, die ich nicht übersehen kann, bei meiner Einschätzung.

Das Thema "Hand Lettering" fand ich ehrlich gesagt ziemlich gezwungen in die Handlung integriert. Ja, es wird dann auch zum verbindenden Moment zwischen Meg und Reid. Für mich hat sich das trotzdem nie natürlich in die Handlung eingefügt. Es liest sich stellenweise zu sehr wie ein Instagramaccount für Handlettering… Vielleicht würde ich das anders sehen, wenn ich einen stärkeren Bezug zum Thema hätte? Jedenfalls mich hat es Stellenweise etwas genervt. Zugegebener Maßen hätte ich auch mehr Gestaltung im Buch dazu erwartet irgendwie. Nicht mal die Kapitelanfänge sind besonders gestaltet. Das war ein bisschen enttäuschend. Ich finde das hätte durchaus zur Atmosphäre beitragen können.

Was mir gefiel ist, das es nicht nur um Reid geht und Meg ihn nicht die ganze Zeit nur anschmachtet und keine eigene Meinung zu irgendwas hat. Es geht auch darum, wie Freundschaften sich entwickeln und man sich in vielen Beziehungen auseinander leben kann. Aber auch das es Möglichkeiten gibt, das diese Beziehungen sich eben nur verändern, aber nicht zwangsweise auseinander brechen müssen. Wir haben das selbst in der Hand und können lernen, wie es funktionieren kann. Das erfordert Mut und ich finde, dieser Aspekt ist schön herausgearbeitet. Überhaupt fand ich das Megs Umfeld glaubwürdig in die Handlung eingebaut wird, ihre Freundinnen sind nicht nur Stichwortgeber*innen, es wirkt natürlicher.

Gut Meg hat auch ihr Drama, aber ich fand das passte ganz gut zu ihr und erklärt auch, weshalb sie so handelt, wie sie das oft tut. Ich fand aber auch, das man Reid nicht so wirklich näher kommt. Ich persönlich fand nicht so sehr, das man der beginnenden Beziehung richtig nachspüren konnte. Irgendwie war er meiner Meinung nach etwas zu klischeehaft und ein bisschen flach. Natürlich ist er ein Supernerd, natürlich ist er der reservierte „Sheldon“Like Typ, der aber gefühlvoll daher- kommt. Ich finde nur, weil man sich jetzt vom Klischee des Bad Guys gelöst hat, muss man nicht gleich ins nächste Ober-Klischee abdriften… Deshalb ist dann auch das Drama am Ende ziemlich überzogen, weil es meiner Meinung nach, so wie die Autorin dieses erzählt überhaupt nicht in den Rest der Geschichte passt. Es wirkte als ob der Autorin klar wurde, dass die Geschichte im Grunde nur ein bisschen vor sich hinplätscherte. Da zauberte sie also Fix noch ein Drama auf die letzten Seiten.

Das klingt vielleicht so, das es sehr viele Punkte geben würde, die mich so genervt haben, das ich mich zwingen musste weiter zu lesen. 
Das ist so aber nicht. Der Roman spielt in New York und ich finde das die Autorin es zumindest geschafft hat, dieses „Feeling“ auch ein bisschen herauf zu beschwören - klar die Schattenseiten der Stadt blendet sie Glasklar aus, aber ich finde ein Roman muss auch nicht immer so tun, mehr zu sein als er sein möchte. Und So schreibt man liebe ist eben kein sozialkritischer Liebesroman. Passt also.

Ich mochte Meg als Figur, ich fand es super das sie kein verhuschtes Mäuschen ist, sondern das sie sich bereits einiges aufgebaut hat. Sie ist eine Künstlerin mit einer guten Geschäftsidee, sie möchte sich weiter entwickeln und sucht aktiv nach Lösungen, wie sie ihre Ziele neu definierten und auch erreichen kann. Sie kritisiert Reid, er unterstützt sie. Sie reden tatsächlich auch miteinander und es entstehen keine konstruierten Missverständnisse nur damit Drama entsteht. Außerdem fand ich wie gesagt Megs Umfeld echt toll. Keine zickigen Frauen die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Sondern glaubwürdige echte Freundinnen, mit realistischen Erlebnissen. Es geh viel darum, das uns oft Angst dazu bewegt, Menschen nicht gänzlich zu vertrauen und ihnen wichtige Dinge zu erzählen, Das echte Nähe auch bedeutet das man in der Gegenwart bestimmte Personen diese Angst über Bord werfen darf und kann, das unser Gegenüber nämlich auch solche Ängste hat. Das genau das oft zu Missverständnissen führt oder dazu, das man sich auseinander lebt obwohl man das eigentlich nicht möchte.

Ich finde insgesamt hat die Autorin meiner Meinung nach eine gute Geschichte erzählt. Das Handlettering als Grundidee war trotz meiner Kritikpunkte, dennoch mal was Neues. Außerdem haben sich die Figuren wirklich weiter entwickelt.
Da ist definitiv aber auch noch Luft nach oben, aber ich finde, das man sieht, das Kate Clayborn Potential hat sich als Autorin weiter zu entwickeln. Ich werde sicher wieder etwas von ihr Lesen!