Rezension

Die Dame am Strand

Die Dame mit dem blauen Koffer - Valérie Perrin

Die Dame mit dem blauen Koffer
von Valérie Perrin

Inhalt

Justine ist eine junge Frau, die ein sehr großes Herz für alte Menschen hat. Der Beruf Altenpflegehelferin ist ihr auf den Leib gewachsen. Einen besonders guten Draht hat sie zu der 90 jährigen Héléne.
Die demente Dame lebt in ihrer eigenen Welt. An einem Strand im Süden Frankreichs, fühlt sie sich wohl und erzählt Justine ihre Geschichte.
Hélénes Enkel kommt oft zu Besuch. Er liest seiner Oma aus einem Buch vor. Justine ist von dem schönen Mann begeistert. Er bitte Justine, die Erzählungen seiner Oma in ein Heft zu schreiben.
Justine freut sich jeden Tag auf die Geschichten der alten Dame. Sie kommt auch ihrer eigenen Vergangenheit auf die Spur.

Meine Meinung

Wir haben ja alle irgendwie einen Ekel vor Altenheimen. Wir verbinden es mit Krankheit, Langeweile und der letzten Station. So muss es aber nicht sein.

Justine lässt uns an ihrem Alltag im "Haus Hortensie" teilhaben. Sie hat für die alten Menschen ein großes Herz. Man wünscht sich beim Lesen, es möge mehr solche Pflegerinnen geben. Sehr wohl kommt auch in dieser Geschichte zum Ausdruck, wie viel Stress dieser Beruf mit sich bringt.
Besonders gut hat mir gefallen, wie die alten Leutchen jeden Morgen begrüßt werden. Mit sehr viel Humor und Liebe geht man auf die Heiminsassen ein.

Justine ist eine junge Frau, die privat ihren Weg noch nicht gefunden hat. Ihre Eltern hat sie als kleines Mädchen verloren. Bei ihren Großeltern hat sie mit ihrem Bruder ein neues Zuhause gefunden. Trotzdem fehlen ihr die Eltern. Sie möchte gerne mehr über dern Unfall wissen. Ihr Vater und sein Zwillingsbruder, waren zusammen mit ihren Frauen bei Glatteis mit dem Auto unterwegs. Sie prallten gegen einen Baum.
Jules ist eigentlich gar nicht Justines Bruder. Er ist ihr Cousin. Wie Geschwister sind sie jedoch aufgewachsen.
Justines großes Herz zeigt sich auch an ihrem Verhalten Jules gegenüber. Sie bringt ein sehr großes Opfer.

Für Justine ist es wie Urlaub, wenn sie den Geschichten von Héléne lauscht. Sie erzählt von einer großen Liebe und den Kriegswirren der damaligen Zeit.
Wir lernen Héléne als junges Mädchen kennen.
Das fand ich besonders interessant. Ich höre auch gerne Geschichten von alten Menschen. Mich faszinieren die Erlebnisse, die diese hatten. Man wird sich bewusst, dass alte, faltige, demente und gebrechliche Menschen, nicht anders lebten als wir jetzt. Natürlich in einer anderen Zeit und unter anderen Voraussetzungen.
Lucien war die große Liebe von Héléne. Er war ihr Beinahe-Mann. Er hat ihr die Blindenschrift beigebracht. Héléne konnte das Lesen in der Schule nicht lernen. Sie schaffte es einfach nicht. Sie war deswegen sehr verzweifelt.

Als Justine den 1. Tag mit Héléne allein, wird sie von ihr gefragt: >>Soll ich dir von Lucien erzählen?<< >>Ja.<< >>Dann komm. Leg dein Ohr an meinen Mund.<<
Und ich hörte, was man in einer Muschel hört: das, was man hören möchte. (Seite 95)

Mein Fazit

Mir haben die Erzählungen von Héléne besonders gut gefallen.
Sie beginnen mit Luciens Geburt am 25. November 1911 in Milly. Stück für Stück erfährt man Hélénes Geheimnisse. Wir begleiten ihr Leben bis zum Haus Hortensie.
Der Schreibstil ist flüssig. Die Protagonisten gut gezeichnet. Man spürt den französischen Charme zwischen den Zeilen.

Geheimnisvolle Anrufe im Haus Hortensie und Familiengeheimnisse, hauchen der charmanten Geschichte Spannung ein.
Man erlebt den Alltag in einem Pflegeheim.
Wir lernen die Schicksale mehrerer Generationen kennen.
Justine erfährt viel über ihre eigene Familie. Sie kommt einem tragischen Ereignis auf die Spur.
Liebevoll und mit viel Humor werden uns verschiedene Generationen nahe gebracht.
Besonders gefreut hat mich, die Bekanntschaft mit Héléne und Justine zu machen.
Beide konnte ich mir bildlich vorstellen. Beide werde ich nicht mehr vergessen.
Valérie Perrin hat einen wunderschönen Schreibstil. Mit viel Witz bringt sie uns den Alltag in einem Altenheim näher. Und ganz ehrlich, der muss nicht immer schlecht sein. Es gibt sie ... die Pflegerinnen, die ihren Beruf gerne ausüben. Mit Liebe zum alten Menschen.
Besonders erstaunt war ich darüber, dass man auch ge-nicht-heiratet werden kann.

Ob mir das Ende gefallen hat? Ja. Es kommt immer alles, wie es kommen muss.

"Die Dame mit dem blauen Koffer" sollte in keinem Bücherregal fehlen.

Danke Valérie Perrin

Kommentare

lievke14 kommentierte am 07. Juni 2017 um 16:31

Es klingt nach einem Familienroman mit Wohlfühlcharakter. Sehr schöne Rezi.