Rezension

Die Folgen eines Krieges

Abgesang - Anna Hope

Abgesang
von Anna Hope

London. Unabhängig voneinander erleben drei Frauen 5 Tage im November 1920.

Ada, Mitte vierzig, ihr Sohn ihr einziges Kind, ist mit 17 einberufen worden und im Krieg gefallen. Doch sie weiß nicht, wo und wie er ums Leben gekommen ist und meint ihn manchmal auf der Straße zu sehen.
Evelyn, aristokratisch, fast dreißig, hat ihren Verlobten im Krieg verloren, sie arbeitet in einer Rentenstelle für Kriegsopfer, ist verbittert und einsam.
Hettie, 19 Jahre alt, muß für ihre verwitwete Mutter und ihren kriegs-traumatisierten Bruder Geld verdienen. Sie verdingt sich als Tänzerin in einem Tanzpalast und träumt von einem Mann, der ihr ein angenehmeres Leben ermöglichen kann.

Zeitgleich wird in Frankreich die Leiche eines unbekannten, englischen Soldaten geborgen, der in allen Ehren in London beigesetzt werden soll. Auch seine Reise wird 5 Tage dauern. Am Ende seiner Reise wird sich das Leben der drei Frauen geändert haben.

Anna Hope erzählt die Geschichte der drei Frauen parallel. Jede von ihnen erlebt in den fünf Tagen so einiges, und manches wird in diesen Tagen ans Licht kommen. Ihr Leben ist miteinander verknüpft, doch die Frauen ahnen davon nichts. Der Schreibstil ist distanziert, doch gelingt es Anna Hope die Gefühle und die Lebenssituationen der Protagonisten gekonnt heraus zu arbeiten. Ein großartiger Debütroman der Autorin.

Es ist die Zeit nach dem ersten großen Weltkrieg. Zwar gehören die Briten zu den Siegermächten, aber der Einzelne, der Soldat, die Hinterbliebenen, die Überlebenden gehören nicht zu den Siegern. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen, jeder oder jede von ihnen muss den Mut und die Kraft finden zurück zum Leben. Anna Hope gelingt diese Darstellung in ergreifender Weise. Man fühlt sich in die Zeit versetzt, leidet mit. Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich, doch ihr Leid vereint sie.

Obwohl mir das Cover und der deutsche Titel nicht gefallen, der englische Titel „Wake“ passt viel besser, bin ich froh, dass ich das Buch entdecken konnte, es ist ein Buch, dass noch lange nach dem Lesen nachhallt.

 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ging unter die Haut und zeigte noch einmal deutlich, welche Traumata Kriege anrichten.