Rezension

Die Generation nach dem Koreakrieg

Marilyn und ich -

Marilyn und ich
von Ji-min Lee

Bewertet mit 5 Sternen

Für mich ein sehr bewegender und erschreckender Roman über den Koreakrieg und seine Auswirkungen. Ich persönlich kann es empfehlen.

Korea im Jahr 1954. Alice, eine Übersetzerin, kämpft noch immer mit den Geschehnissen aus dem Koreakrieg, das Leben meint es nicht gut mit ihr, auch setzen ihr Ängste und Sorgen stark zu. Dann erhält sie den Auftrag für Marilyn Monroe zu dolmetschen und sie zu begleiten, denn Frau Monroe wird vier Tage durch Korea reisen um die Truppen der Amerikaner zu besuchen, sie zu ermutigen, eine Lichtfigur zu sein. Und auch Alice wird auf dieser Reise wieder andere Ecken und Menschen kennenlernen und mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden.

 

"Zum ersten Mal überwältigte mich das unbeschreibliche Gefühl, überlebt zu haben. Trotz meines Elends war das Leben schön. So schlimm das alles auch war, es war nur ein Teil meiner Existenz. Der Krieg hatte nicht alles zerstören können. Er hatte die Liebe, die Hoffnung und die Wärme in mir zerstört, aber mein Leben hatte er verschont." (Seite 146)

 

"Marilyn und ich" hat mich sehr neugierig gestimmt. Erstmal finde ich den Mythos um Marilyn Monroe weiterhin ungebrochen und es ist sicherlich kein Fehler auch über andere Länder und ihre Auswirkungen nach einem langen Krieg zu lesen. Denn man weiss dass es bis heute, bei vielen nächsten Generationen, anhält.

 

Ich kam mit dem Schreibstil sehr gut zurecht, die Autorin beschreibt vieles sehr bildhaft, bringt einem Korea näher, die Unterschiede, den Aufbau und die Möglichkeiten nach diesem verheerenden Krieg. Wie lebt es sich unter den Besatzungstruppen? Wie fragil ist der Frieden? Kann man sich ein neues Leben aufbauen, überhaupt vorstellen?

 

Mit der Hauptprotagonistin Alice die eigentlich Aesun heisst, hadert mit ihrem Leben. Dies wird hier fast schon perfekt in Szene gesetzt, zeigt es doch ein Bild auf was für viele Frauen zu dieser damaligen Zeit stand, wie es sich heute noch hier und da abzeichnet. Alice lebt mit Schuld, mit Dreck, mit Ängsten, mit Blut. Vieles wird zu Beginn angedeutet, lässt den Lesern neugierig werden, auch zieht die Autorin es nicht unnötig in die Länge, mit der Zeit offenbart sich Alice, erzählt von ihrem Leben vor dem Krieg und was sie in dieser Zeit erlebt hat.

 

Und diese ist wahrlich kein leichtes Unterfangen, hier und da ging es, für mich, an die Schmerzgrenze und zeigt pur auf wie grausam dieser Krieg war.

 

Natürlich kommt Marilyn Monroe auch vor, schließlich beruht es auf wahren Begebenheiten dass sie die vier Tage durch Korea reiste. Ich fand dass sie geschickt diese berühmte Persönlichkeit eingefügt hat, es brachte etwas Glamour in Alice ihr Leben. Zeigte ihr aber auch auf dass nicht alles so schöner Sonnenschein ist wenn man als Star unterwegs ist, auch Marilyn hat mit einigen gleichen Dingen zu kämpfen wie Alice.

 

Ich mochte die kleinen Vergleiche zwischenden den Damen und doch legt die Autorin eben ihr Augenmerk auf die Frauen in Korea zur Zeit des Friedens, zur Zeit als der Krieg gerade vorbei ist. Man sieht die Gleichheiten hier und da zwischen den zwei Frauen, aber auch die großen Unterschiede.

 

Es ist "nur" ein kleines Büchlein, mit kaum mehr als 220 Seiten und doch hat es, für mich, ein perfekte Momentaufnahme geschaffen. Ich kann es nur empfehlen.