Rezension

Die Idylle trügt

Die Bosheit -

Die Bosheit
von Mattias Edvardsson

Bei diesem Buch bin ich recht zwiegespalten. Wer eine sich ruhig entwickelnde Geschichte mit einigen Spannungsentladungen sucht, ist hier genau richtig.

Der Roman spielt mit dem Alltäglichen, stellt es gleichzeitig recht überspitzt dar und führt doch einige Personen mit belastender Vergangenheit zusammen. Dies führt im Verlauf immer wieder zu Spannungen.
Die vermeintliche friedliche Siedlungsidylle wird jäh durch einen tragischen Unfall zerrissen. Um diesen Unfall herum baut der Autor die Geschichte auf. Wir werden immer wieder zwischen der Zeit vor dem Unfall und der Zeit nach dem Unfall hin und her geworfen, was aber so geschickt aufgebaut ist, dass man der Story dennoch gut folgen kann.

Es werden wichtige Themen angerissen und dargestellt, ohne wirklich tief hineinzutauchen. Es wird von psychologischen Problemen, Alkoholismus und auch Mobbing gesprochen, Episoden aus dem Alltag der Betroffenen geschildert und auch in einigen Zügen deren Gedanken und Gefühle dargestellt, aber gleichzeitig werden die Geschehnisse auch abgemildert und verharmlost.

So wird in einer Episode Mikaels Sohn zu etwas genötigt zu tun, was den Nachbarssohn Fabian demütigt. Dieser nimmt es hin, findet es auch ganz schrecklich, aber gleichzeitig wird durch seine dargestellten Gedanken impliziert, dass er das Handeln ja versteht und dass Mikaels Sohn nichts dafür kann, weil er ja sozusagen gezwungen wurde. Nur kennen wir das vorangegangene Geschehen, dass zu dieser Episode führte, nicht und wissen somit auch nicht, ob Mikaels Sohn gezwungen wurde, es aus freien Stücken gemacht hat oder dieser gesellschaftlich schreckliche Gruppenzwang ihn dazu genötigt hat, den Mitschülern imponieren zu wollen.

Ich kann es noch nicht mal richtig greifen, was mich hier störte, aber die Geschichte entwickelt sich schon recht langsam und dennoch ist man sich recht schnell sehr sicher, worauf das alles hinauslaufen wird. Die letztendlichen Hintergründe sind dennoch etwas überraschend extrem. Die Charaktere waren gut entwickelt und durch den Aufbau der Story konnte man jede frisch gewonnene Sympathie zu einzelnen Charakteren spätestens im übernächsten Kapitel wieder über Bord werfen. Letztendlich konnte keiner der Personen meine Sympathie gewinnen.
Durch die kurzen Kapitel und das Spielen mit den psychologischen Aspekten haben dennoch eine gewisse Spannung aufgebaut, sodass man einfach wissen wollte, was denn nun die Geheimnisse eines jeden einzelnen der Siedlung ist und somit hat sich das Buch dennoch zu einem Pageturner entwickelt, auch wenn die Story als solches mich nicht recht überzeugen konnte.