Rezension

Die Lebensgeschichte eines Gesetzlosen

Der Paria -

Der Paria
von Anthony Ryan

Bewertet mit 5 Sternen

Der Paria gehört ohne Zweifel zu den Romanen, die nur veröffentlicht wurden, weil der Autor sich bereits einen Namen gemacht hat. Das ist nicht abwertend gemeint. Der Roman lässt sich in keine der gegenwärtigen Genre-Kategorien gut einordnen: kein historischer Roman, kein Fantasy-Roman. Wie in vielen Low-Fantasy Büchern ist ein Gesetzloser hier Protagonist, doch wer hier nach konkreten Fantasy-Elementen sucht, wird enttäuscht werden.

Im Rückblick berichtet Alwyn dem Lesenden seine Lebensgeschichte. In einer komplexen, vielschichtigen Welt gerät er, Waisenkind, Gesetzloser, Schreiber, in den Sog der Ereignisse um einen Thronstreit und schwehlende religiöse Konflikte. Hierbei hat mir besonders gut gefallen, dass statt dem typischen Format Religion A versus Religion B auch verschiedene innerreligiöse Strömungen eine Rolle spielen. Aber das zeichnet die diversen Fraktionen hier generell aus: sie sind keine Monolithen.

Passend dazu trifft unser Protagonist mal gute, rational Entscheidungen und mal solche, bei denen man auf Anhieb Übles ahnt. Der starke Überlebenswille des Protagonisten gerät dabei in Konflikt mit Rache und persönlichem Ehrgefühl. Auch die Nebencharaktere, sympathische wie unsympathische, sind gut ausgeformt, sind erinnerungswürdig und interessant. Eine Liste am Ende ist vorhanden, aber eigentlich nicht notwendig.

Obwohl der Spannungsbogen nicht so hoch wie bei einem Thriller verläuft, konnte mich der Roman dennoch von Anfang an fesseln. Die Handlung entwickelt sich eher langsam, durchsetzt mit einigen konkreten Actionszenen. Gewalt wird dabei explizit, wenn auch nicht ausufernd, beschrieben. Der Abschluss passt und lässt genug offene Handlungsstränge für den nächsten Band.

Alles in allem kann ich den Roman allen empfehlen, die ein Buch nicht nur schnell runterlesen möchten, sondern eine Reise suchen.