Rezension

Interessante Autobiografie eines Halunken

Der Paria -

Der Paria
von Anthony Ryan

Bewertet mit 4 Sternen

Alwyn gehört von Kindesbeinen an zu einer Bande von Gesetzlosen, hat sich aufgrund seiner Beobachtungsgabe, Cleverness und vermeintlicher Gewissenlosigkeit schon in jungen Jahren einen gewissen Stand innerhalb der verbrecherischen Gemeinschaft erarbeitet. Doch als die Räuberbande durch Verrat zerschlagen wird, nimmt Alwyns Leben eine unerwartete neue Wendung. Der ehemalige Analphabet wird unter abenteuerlichen Umständen zum Schreiber, schildert im Buch (immer wieder mit einem Hauch Zynismus) seine gefahrvolle Lebensgeschichte in Zeiten eines dramatischen Bürger- und Glaubenskrieges.

Als Ich-Erzähler gibt Alwyn gelegentlich geheimnisvolle Ausblicke auf spätere Entwicklungen, welche die Spannung aufrecht erhalten. Die Handlung ist überwiegend eine Art historischer Roman aus einer kriegerischen, mittelalterlich anmutenden Welt. Es herrscht eine raue Atmosphäre mit Kämpfen, Intrigen und generell recht blutig-brutalem und wenig zimperlichem Umgang der Charaktere untereinander. Die übersinnlichen Anteile halten sich dort hingegen die meiste Zeit über sehr in Grenzen.

Trotz seiner negativen Eigenschaften wächst der Protagonist dem Leser ein Stück weit ans Herz. Man möchte gern erfahren, wie sein ereignisreiches Leben weitergeht und was seine genaue Rolle im großen Ganzen ist. Ein paar interessante Nebenfiguren machen ebenfalls auf sich aufmerksam.
Ich habe diesen ersten Band gern gelesen und möchte mir dann auch die Fortsetzung zu Gemüte führen, mit meinen Favoriten im entsprechenden Unterbereich der Fantasy (etwa Bücher von Joe Abercrombie) kann Der Paria allerdings nicht ganz mithalten. Dazu ist mir Alwyn z.B. dann doch nicht sympathisch genug und die Geschichte zieht sich meiner Meinung nach streckenweise etwas zu sehr in die Länge.
Rein bezogen auf die Formulierungen, Beschreibungen von Schauplätzen und den generellen Sprachstil habe ich aber nichts zu bemängeln.