Rezension

Die Leiden einer Frau im Iran

Im Schatten des Schleiers - Maryam Heidari Ahwazi

Im Schatten des Schleiers
von Maryam Heidari Ahwazi

Bewertet mit 4 Sternen

Maryam, eine junge iranische Frau, hat in Deutschland ein neues, freies Leben gefunden. Die 1980 geborene Frau gehört zu den Ahwazis, eine Minderheit, die im Süden Irans lebt. 

Als Kind erlebt sie Benachteiligung und Verfolgung, weil sie nicht zum persischen Volk gehört. Ihre gebildeten, liberalen Eltern erzählen ihr von der Freiheit, die sie unter dem Schah erlebt hatten. Maryam muss als Kind miterleben, wie ihr älterer Bruder festgenommen wird und seine Frau ihr ungeborenes Kind verliert, weil eine Polizistin sie tritt.

Trotz allem genießt sie ihre Kindheit, die mit dem Eintritt in eine weiterführende Schule abrupt zu Ende geht. Die Schülerinnen im jungen Teenager-Alter werden vor der Schule untersucht. Sie dürfen sich nicht schminken oder modern kleiden. Körper und Haare müssen bedeckt sein. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft.

Im Gegensatz zu den Jungen, haben Maryam und ihre Freundinnen keine Freiheit. Sie dürfen nicht in einen Park gehen, aber noch schlimmer ist, dass viele der jungen Mädchen entgegen ihrem Willen an alte Männer verheiratet werden.

Maryam verlässt schließlich die Schule und eröffnet einen Schönheitssalon. Da eine Frau sich nicht schönmachen soll, existieren solche Geschäfte eher im Verborgenen. Im Salon geht es nicht nur um die Körperpflege. Ehen werden vereinbart, Geschäfte vermittelt, vor allem aber versuchen die Frauen auf ungewöhnlichem Wege ihre vielen Probleme zu lösen.

Eine Hexe teilt nämlich mit Maryam das Geschäft. Maryam profitiert von dem Angebot der Zauberin, denn so finden Kundinnen den Weg in den Laden. Aber mit dieser Frau ist auch eine böse Präsenz im Salon. Ausführlich beschreibt Maryam verschiedene Aufträge, die sie gemeinsam mit der Hexe ausführt.

Von einer Kundin hört Maryam vom christlichen Glauben. Nach kurzer Zeit ist sie davon überzeugt, auch wenn sie von ihrem Glauben schweigt. Sie wird aber trotzdem verraten und muss ins Gefängnis. Besonders schwer ist für sie die Trennung von ihrem kleinen Sohn.

Als sie entlassen wird, sieht die Familie keinen anderen Ausweg als eine Flucht nach Deutschland, die am Ende des Buchs kurz beschrieben wird.

Die Erzählweise dieses spannenden Buchs ist ungewöhnlich. In kurzen Sätzen und einfacher Sprache schildert Maryam recht emotionslos bewegende Ereignisse. An vielen Stellen klingt die Erzählung poetisch und in guter Weise fremdartig, wie eine Erzählung aus tausendundeiner Nacht.

Die kurzen Kapitel sind leserfreundlich. Manches bleibt ungesagt, darum fällt es manchmal schwer der Erzählung zu folgen, und am Ende bleiben einige Fragen offen.

Fazit: Eine interessante Lebensgeschichte, die einen guten Einblick in das Leben von Frauen im Iran gibt. Es wird deutlich, welche schwerwiegende Konsequenzen es hat, wenn ein Moslem sich zum Christentum bekehrt. Ein wichtiges Zeugnis in unserer Zeit, in der viele iranische Christen Zuflucht in unserem Land suchen!