Rezension

Die Liebe einer Mutter kennt keine Grenzen

Von A wie allein bis Z für zusammen - Debra Johnson

Von A wie allein bis Z für zusammen
von Debra Johnson

Bewertet mit 4 Sternen

Als Andrea Barnard stirbt, hat sie für ihre beiden Töchter Poppy und Rose eine Überraschung parat. Die beiden haben seit fast zwei Jahrzehnten kein Wort mehr miteinander gewechselt, was Andrea selbst immer belastet hat. Nach ihrem Tod, den beide Frauen ziemlich aus der Bahn wirft, übergibt ihnen Andreas Anwalt eine A-Z-Liste nebst einem Karton mit alten Fotos und Erinnerungsstücken, die Rose und Poppy zusammen abarbeiten sollen. Andrea erhoffte sich dadurch, dass die beiden Schwestern ihre alten Streitigkeiten beilegen werden, wenn sie das von Andrea ausgedachte Projekt gemeinsam angehen und sich in ihrer Trauer um den Tod der Mutter stützen. Die Schwestern sind anfangs so gar nicht begeistert, doch je länger sie sich durch die Alphabet-Liste arbeiten, umso mehr nähern sich Poppy und Rose wieder einander an.

Debra Johnson hat mit ihrem Buch „Von A wie allein bis Z für zusammen“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist eingängig, locker-flüssig und mit einer guten Prise Humor gewürzt, der Leser wird schnell Teil der Geschichte und hat die Möglichkeit, die Beziehung der beiden Schwestern hautnah mitzuerleben sowie die Beweggründe von Andrea zu verstehen, ihre Töchter mit dieser Liste auszustatten. Die Autorin geht das Thema Tod und Trauer empathisch und gefühlvoll an und zeigt auf, dass man in solchen Zeiten zusammenhalten und sich gegenseitig stützen sollte. Vor allem innerhalb der Familie werden alte Streitigkeiten zur Nebensache durch solch einen großen Verlust, an dem alle schwer tragen. Spielerisch durch das Abarbeiten einer Liste treten alte Missstände und Schwierigkeiten zu Tage und erscheinen durch den schweren Schicksalsschlag eher nichtig. Die Annäherung und Konfliktbewältigung durch die Erkenntnis von Gemeinsamkeiten und schönen Zeiten ist hier sehr schön herausgearbeitet.

Die Charaktere wirken mit ihren individuellen Eigenschaften lebendig und wie Menschen, die man persönlich kennt, deshalb kann sich der Leser gut in sie einfühlen und mit ihnen auf eine emotionale Reise begeben, wobei er ebenfalls zum Nachdenken angeregt wird. Andrea ist eine starke und mutige Frau, die ihre Töchter aufrichtig liebt und unter dem Streit der beiden gelitten hat. Rose und Poppy sind zwei recht sture Frauen, die nicht über ihren eigenen Schatten springen können und jede für sich beanspruchen, im Recht zu sein. Dass sie dabei ihre Mutter über Jahre tief verletzt haben, kommt ihnen erst einmal gar nicht in den Sinn. Erst ihr Tod macht ihnen klar, wie viel Zeit sie vergeudet haben, Zeit, die sie besser alle zusammen miteinander verbracht hätten.

„Von A wie allein bis Z für zusammen“ ist ein schöner Roman mit ernstem Hintergrund. Familien sollten zusammenhalten und schwere Stunden gemeinsam durchstehen, aber auch die guten Zeiten wieder aufleben lassen und in schönen Erinnerungen schwelgen. Schöne Lektüre mit einer verdienten Leseempfehlung!