Rezension

Die neue Überlieferung der Welt

Die Überlieferung der Welt - Selin Visne

Die Überlieferung der Welt
von Selin Visne

Bewertet mit 3 Sternen

,5 Sterne für eine Geschichte die im Versuch sehr gut umgesetzt wurde. Aber mir dann doch hier zu lang, dort zu kurz war. Ein tolles Debüt.

Als wäre das Leben für Laelia nicht schon schwer genug wird sie nun vom Herrn der kriminellen Unterwelt – Nero- bedroht. Sie stiehlt in seinem Bereich und das passt ihm gar nicht. Sein Handlanger Hadrian spricht Laelia darauf an, aber trotzdem hat Nero ganz eigene Pläne was die beiden zur Flucht zwingt. Doch Divan hat eine Aufgabe für sie, zusammen mit ihm sollen sie von jeder Göttergabe eine bestimmte Person finden…und zu der Herbstmittweiche wäre es ihnen möglich Kontakt mit den Verstorbenen aufzunehmen…da jeder eine liebe Person verloren hat möchten alle Auserwählten ihr Glück versuchen….

„“Der Schatten, mit denen in diesem hantiert wurde, flogen im ausladenden Saal von links nach rechts, von oben nach unten, von einem Schattentänzer  zum nächsten. Wie dicke Pfeile, die man aus schwarzem Nebel gefertigt hatte und welche ihre Flugbahn in der Luft nachzeichneten, als wäre diese deren Leinwand.“ (Seite 85)

Gleich zu Beginn gibt es eine Karte zu den neuen Götterlande sowie eine kurze Beschreibung zu den Begabten dieser Lande, 5 Begabungen können vererbt werden, müssen es aber nicht. Durch ihre Zeichen ist es auch leichter den Kapitel zu folgen, somit weiss man immer welcher Protagonist zu welcher Begabung gehört.

Der Schreibstil an sich ist angenehm, er nimmt einen mit, er fließt aber auch erstmals eine Zeit lang ruhig dahin und baut das Konstrukt um die große Geschichte auf. Ich selbst hatte keine Probleme die Protagonisten und ihre Widersacher oder Freunde oder andere Charaktere auseinanderzuhalten.

Recht schnell lernen wir Laelia und Hadrian kennen, beide kennen sich und haben schon das ein oder andere hinter sich. Beide sind Heiler und werden durch Nero gezwungen die Stadt zu verlassen. Auf sie wartet schon Divan der ein Seher ist und gemeinsam brechen sie auf um noch eine Blutende, eine Schattentänzerin und einen Lauscher für die Mission zu gewinnen.

Mit Merla kommt recht früh auch die nächste Begabte ins Spiel. Mit ihrem Charakter erhält der Leser nun eine Gesamtstimmung in den Götterlanden. Es gibt immer weniger Begabte, die Königin möchte dies ändern und setzt strenge und harte Gesetze durch. Magie und die Begabungen gehen über alles, nur wer ihr treu dient kann sich, erstmal, in Sicherheit wähnen.

Mit Laelia und Hadrian merkt man dann wie sie das mit der Begabung sehen, was ihnen wichtig ist, was ihnen an dieser ganzen Kunst ärgerlich aufstösst und was einer Änderung bedarf. Dies hat die Autorin sehr gekonnt und sehr gut umgesetzt, es war verständlich, nachvollziehbar und hat hier und dort für einige sprachlose Momente gesorgt.

Auch die Begabungen der genannten Protagonisten haben mich sehr fasziniert, es ist für jeden was dabei und wenn diese Begabung „entfesselt“ wird findet die Autorin sehr starke Worte die ein tolles Kopfkino entstehen lassen.

Für ein Debüt einer jungen Autorin ist das Buch wirklich super.

Meine Kritikpunkte sind allerdings dass mir die Gruppendynamik komplett gefehlt hat. Gerade die anderen, neben Laelia und Hadrian gingen fast unter. Natürlich hat man hier und da ein Geheimnis von ihnen erfahren, warum sie auf diese Mission mitgehen, das hat die Autorin auch gut in den Mittelpunkt gesetzt. Aber das Augenmerk liegt fast nur auf Laelia und Hadrian. Und das war mir irgendwann zu eintönig. Die beiden sind irgendwie ineinander verliebt, somit erhält eine mögliche Beziehung auch Einzug in dieses Buch aber dieses Hin und Her von beiden war nachvollziehbar, ja, aber mit der Zeit zu anstrengend und nervig.

Leider dauert die Reise und die ganzen Zustände bis zum zu erreichenden Termin sehr lange, dies nimmt gut ¾ des Buches ein. Und das Ende ist dann plötzlich ganz schnell, eigentlich  zu schnell, abgewickelt und es bleibt offen wie es nun endet. Jedem einzelnen Leser bleibt es nun seiner Fantasie überlassen was er glaubt oder hofft, er kann die Geschichte für sich selbst zu Ende „denken“.

Mir hat das jetzt nicht viel ausgemacht, ich denke aber dass einige mit diesem offenen Ende ihre Probleme haben werden.

Es war eine andere aber sehr interessante Geschichte, für ein Debüt sehr gelungen aber für mich noch etwas ausbauwürdig.