Rezension

Die pessimistische Figurenzeichnung ist anstrengend

Inselluft -

Inselluft
von Jette Hansen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Für sechs Monate hat sich die Postbotin Sarah von NRW auf die Insel Föhr versetzen lassen. Hier hofft sie Ruhe und Abstand zu ihrem bisherigen Leben und Besserung für ihre Pollenallergie zu finden. Die Freundlichkeit der Bewohner, die tolle Umgebung und gleich zwei attraktive Männer machen ihr das Ankommen in ihrem neuen Alltag leicht.

Die Geschichte an und für sich fand ich sehr schön. Das ruhige, idyllische Leben auf der Insel, das Meer, die Natur und die freundlichen Menschen, sorgen auf jeden Fall für eine Wohlfühlatmosphäre, der auch bei mir als Leserin angekommen ist.

Gehadert habe ich vor allen Dingen mit der Hauptfigur Sarah und mit der schwangeren Fee. Fee ist einfach so unglaublich obsessiv und hat die Wünsche und Grenzen ihres Gegenübers nicht beachtet. Das ist mir auf jeden Fall nicht hinreichend herausgearbeitet worden. So ein Verhalten ist nicht okay und das muss in einem Buch auch benannt werden.

Sarah ist eine Figur, die in mir Unbehagen ausgelöst hat. Sie hat schreckliche Erfahrungen gemacht. Das wird immer wieder im Buch betont. Bei anderen Figuren kann sie helfen, unterstützen und kennt den richtigen Weg. Nur sich selbst verschließt sie vollkommen. Durch ihre blockende, sich abschottende Art wirkt sie daher eher unsympathisch. Das geht so weit, dass ich sie wiederholt gerne schütteln wollte. Genervt hat mich im Zusammenhang mit Sarah und ihren Problemen ihre beste Freundin aus NRW. Die empfand ich als zu dominant, fordernd und übergriffig. Freundinnen können unterstützen, sie dürfen auch ihre Meinung mitteilen, aber Forderungen zu stellen, geht eindeutig zu weit.

Im Buch gibt es eine Szene, in der Enten mit Brot gefüttert werden. Solche Szenen haben in einem Buch nichts mehr zu suchen. Mittlerweile sollte allgemein bekannt sein, dass das Füttern mit Brot mehr Probleme verursacht als hilft. Es schadet sowohl den Enten als auch dem Gewässer. Wenn die Szene wichtig ist für die Handlung, sollte hier besser Wildvogelfutter oder ähnliches verwendet werden.

Die entstehenden Freundschaften, die Freundlichkeit und Fürsorge der Figuren haben mir jedoch sehr gut gefallen. Auch die Möglichkeit, Sarah als Postbotin auf ihrer Tour zu begleiten, war einfach schön. Obwohl ich ein paar Kritikpunkte an dem Buch habe, hatte ich jedoch Freude am Lesen und werde auch den zweiten Teil um Föhr und Sarah mit dem Titel Inselhoffnung lesen.