Rezension

Die Psyche eines Killers

Fataler Wahn -

Fataler Wahn
von Stefan Zeh

Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Einerseits die der beiden Ermittler, anderseits auch Luisas Perspektive und die des Täters. Das besondere daran, ist dass letzterer als einziger Ich-Erzähler auftritt, wodurch seine Identität verschleiert bleibt. Zwischen den anderen Kapitel kann man beim Lesen nachvollziehen, wie aus einem kleinen Jungen, der dabei zuschauen musste, wie sein Vater seine Mutter schlägt, ein soziopathischer Mörder wird. Ein spannender, wie schockierender Einblick, der dazu beiträgt, dass “Fataler Wahn” ein besonders fesselnder Thriller ist.
Ebenso spannend ist Luisas Perspektive. Die zu Beginn selbstbewusste junge Frau, die ihre Freiheit liebt und sich in ihrer Beziehung eingeengt fühlt, wird durch den Psychoterror des Täters immer instabiler und unsicherer.
Julia Beck ist als Ermittlerin eine noch recht unerfahrene, aber einfühlsame Frau. Damit bildet sie das klischeehafte Gegenstück zu ihrem Kollegen Keller, der dem Trope des rauen und unnahbaren Ermittlers mit traumatisierender Vergangenheit, entspricht. Persönlich kann ich solche Ermittler-Duos kaum noch ertragen und ich war anfangs etwas abgeschreckt davon. Dennoch hat mich die Chemie zwischen den beiden und zum restlichen Team im Laufe des Buches immer mehr begeistert und ich hoffe, dass die beiden noch weitere Fälle zusammen lösen dürfen. Insbesondere, weil Keller noch eine spannende Entwicklung durchmachen könnte und Julia zwar dem Klischee der empathische, weiblichen Ermittlerin entspricht, aber vielschichtig genug ist, um sympathisch zu wirken.
Das wahre Highlight an diesem Buch war für mich aber Stil. Er ist flüssig, packend und an den richtigen Stellen überraschend atmosphärisch im Vergleich zu vielen anderen Büchern dieses Genres. Dazu kommt noch der eingebaute Lokalkolorit. Da die Geschichte in Stuttgart spielt, gibt es einzelne Nebenfiguren, die Schwäbisch sprechen. Dadurch ist es nicht zu viel für all jene, die diesen Dialekt nicht verstehen, trägt jedoch zur Atmosphäre bei. Zusätzlich gibt es hinten im Buch eine Übersetzung für diese Sätze.
Die Handlung selbst ist von der ersten Seite an spannend. Zusätzlich bringen einen die Perspektivwechsel dazu, immer weiter lesen zu wollen. Immer wieder erhält man neue Informationen, die alles in ein anderes Licht rücken und auch wenn man als Leser mehr Informationen als die Ermittler hat, fügen sich die Puzzleteile erst kurz vor dem Ende zu einem stimmigen Bild zusammen. Einziges Manko war für mich, dass die eingebauten Fallstricke, die auf falsche Täter hindeuten sollen, nicht richtig funktioniert haben, da diese kein stimmiges Bild abgegeben hätten.